Starker Start mit Marienkäfer Agatha!

Ansprechpartner:

Frau Wichmann

Institution:

Erich-Kästner-Schule

  • Lessingstr. 27
    44579 Castrop-Rauxel

Beschreibung und Ziele:

An unserer Schule kommen etwa zweihundert Kinder mit vielfältigen Migrationshintergründen und Bedingungen des Aufwachsens zusammen. Andere Herkunftssprachen oder Spracharmut in den Familien, Rückstände in der Sprachentwicklung sowie ein unregelmäßiger oder fehlender Besuch der Kindertageseinrichtungen können die sprachliche Handlungsfähigkeit negativ beeinflussen. Das zentrale Werkzeug der Kinder, um den gemeinsamen Schulalltag und die Lernanforderungen zu bewältigen, ist die deutsche Sprache. Langfristig ermöglicht ihnen der kompetente Sprachgebrauch die uneingeschränkte Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben. Der passgenauen Förderung von Jungen und Mädchen mit Deutsch als Zweitsprache kommt daher an unserer Schule eine besondere Bedeutung zu. Diese findet unterrichtsimmanent in den Klassen und in kleinen Fördergruppen statt. Das Projekt "Starker Start" erweitert im Schuljahr 2017/2018 zielgerichtet die bisherigen Aktionen, die an der Erich-Kästner-Schule für die Schulanfänger angeboten werden. Derzeit sind das Anmeldegespräch und ein Schulspiel zur Eingangsdiagnostik sowie Kennenlerntermine mit den Patenklassen und ein Tag der offenen Tür mit einem Foto-Such-Spiel implementiert, um allen zukünftigen Erstklässlern und ihren Eltern das Kennenlernen von Bezugspersonen und Schulgebäude zu ermöglichen. Ebenso sollen schon vor der Einschulung möglicherweise vorhandene Ängste der Kinder in Bezug auf das Schulleben abgebaut werden und auch die Lehrkräfte können gleichzeitig einen Eindruck von den angemeldeten Schulanfängern gewinnen. Die zukünftigen Erstklässler bringen bei ihrer Einschulung erfahrungsgemäß sehr unterschiedliche Vorkenntnisse in der deutschen Sprache mit und oftmals erweist sich ihr Sprachstand als unzureichend, um den sprachlichen Anforderungen in der Schule gerecht werden zu können. Ausgangspunkt des Projektes war daher der Wunsch, insbesondere diejenigen Kinder zu unterstützen, deren bisherige Förderung in den Familien oder den Kindertageseinrichtungen nicht ausreichend ist. Dabei erscheinen uns verschiedene Grundsätze bedeutsam: Regelmäßigkeit: Die Vorbereitungsstunden sollen wöchentlich im Halbjahr vor der Einschulung stattfinden, damit eine kontinuierliche Förderung gegeben ist und die Kinder den "Lebensraum Schule" nach und nach kennen lernen können. Vernetzung: Wir wollen die Vorbereitungen in Zusammenarbeit mit den umliegenden Kindertageseinrichtungen durchführen Elterninformation, Erstkontakte, Kooperationsvereinbarung zu Schwerpunkten der Förderung, aber die Schulräumlichkeiten nutzen, um den späteren Schulbesuch vorzubereiten. Vielfalt: An den Nachmittagen können Klassenräume, Bibliothek, Turnhalle und Schulhof in Absprache mit dem Offenen Ganztag für Förderangebote genutzt werden. Da die Förderstunden lustvoll und bewegungsorientiert gestaltet und die verschiedenen Sinne der Kinder angesprochen werden sollen, kann es im Verlauf der Förderstunden sinnvoll sein, diese verschiedenen Lernorte zu nutzen. Entscheidungen zur Gruppengröße bzw. der Anzahl der Fördergruppen sollen im November 2017 in Zusammenhang mit den Neuanmeldungen der Schulanfänger getroffen werden. Schüler helfen Schülern: Von der Anzahl der Schulanfänger hängt auch die Zahl der Helferkinder ab: Ältere, sprachlich kompetente Schülerinnen und Schüler sind eingeladen, an den Förderstunden mitzuwirken, erste Freundschaften mit den Vorschulkindern zu schließen und ihnen als Sprachvorbild zu dienen. Die Altersmischung mit Kindern der Klassen 3 und 4, die oftmals selbst einen eigenen Migrationshintergrund haben, soll die Arbeit in kleinen Gruppen unterstützen und Nachahmungseffekte fördern. Die älteren Kinder erhalten vor den Förderstunden jeweils ein kurzes Briefing zu den Abläufen durch die verantwortlichen Lehrkräfte. Als Rahmenthema für die Vorbereitungsstunden dient das Programm "Marienkäfer Agatha und die Meisterflieger: Eine Geschichte für Vorschulkinder mit Materialien zur Förderung grundlegender Lernvoraussetzungen" C. Veser Auer Verlag, indem das Marienkäfermädchen Agatha ihre Familie, ihr Zuhause, ihren Schulweg und ihre Schulklasse vorstellt und zusammen mit ihren Freunden spannende Abenteuer erlebt. Wichtige Themenbereiche aus Deutsch als Zweitsprache werden dabei angesprochen und können durch Spiele, Lieder, Bewegungsgeschichten und künstlerische Angebote ergänzt werden. Ein kleines Malheftchen dient den Kindern als Erzählanlass für Zuhause und schult grundlegende grafomotorische Fertigkeiten. Aus sprachdidaktischer Sicht sind für die Vorbereitungsstunden jeweils ein spezifischer Wortschatz und wiederkehrende Satzstrukturen vorgesehen, die von den Kindern in den verschiedenen Phasen der Förderstunde eingeübt werden z.B. Begrüßungslied, Erzählrunde, Marienkäfer-Geschichte, Spiel/künstlerisches Angebot in Kleinstgruppen, Obstpause, Bewegungsangebot/Wahlangebote. Eine einfache, kindgemäße Sprache für Arbeitsanweisungen und der Einsatz von Bildkarten sind als Unterstützung vorgesehen. Der bereits thematisierte Wortschatz taucht in spielerischer Form bei der Nutzung der interaktiven Lerntrainer mit den Helferkindern wieder auf und soll auf diese Weise sicher gemerkt werden.

Mit Hilfe des "Starker Start "- Projekts sollen die künftigen Schulanfänger mit nicht ausreichenden Deutschkenntnissen eine Hilfestellung bekommen, ihre sprachlichen Kompetenzen bereits vor der Einschulung auszubauen. Das wöchentlich stattfindende Förderprojekt mit einer kindgerechten Rahmengeschichte bietet gezielte Auseinandersetzung mit den Themen "Familie", "Zuhause", "Tiere", "Natur", "Essen und Trinken" sowie "Schule" und "Sport". Dabei sollen das Zuhören und freie Sprechen geübt werden und alle sprachlichen Ebenen Wortschatz, Satzstrukturen, Interaktion Berücksichtigung finden. Ziel ist es, die Kinder nicht nur für die sprachlichen Anforderungen des Schulbesuchs "fit" zu machen, sondern auch eine Kultur des "Miteinander" und des "Sich-Trauens" zu etablieren: Die Kinder sollen Sprechhemmungen verlieren, an den gemeinsamen Lernangeboten aktiv teilnehmen, eigene Ideen einbringen und spielerisch ihre sprachliche Handlungsfähigkeit erweitern. Ebenso knüpfen die Kinder erste Kontakte zu späteren Mitschülern und Patenkindern, da ältere Schüler als freiwillige Helferkinder in allen Förderstunden mitwirken: Sie machen vor, spielen mit, erklären und hören den Vorschulkindern zu. Eine Intensivierung der Zusammenarbeit mit den benachbarten Kindertageseinrichtungen bildet die Grundlage für das Förderprojekt.

Wie wurden die Kinder in das Projekt eingebunden?

Die zukünftigen Erstklässler stehen im Mittelpunkt des Projekts: Sie erhalten sprachliche Lernimpulse, lernen das Schulgebäude, den Schulhof und die Turnhalle sowie künftige Bezugspersonen Klassenkameraden, Patenkinder, KlassenlehrerInnen, Sonderpädagogin und Schulleitung kennen. So können sie sich schon vor dem Einschulungstag eine Vorstellung des Schullebens machen - das weckt Vorfreude und wirkt eventuellen Ängsten entgegen. Orientiert am Rahmenthema steht das kurzweilige gemeinsame Handeln im Mittelpunkt, wobei Impulse der Kinder zu eigenen Erzählungen, Spielen und Liedern gern aufgenommen werden. Die Einbeziehung von freiwilligen älteren Schulkindern als Erzähl- und Spielpartner sowie als Sprachvorbild bringt zudem eine besondere soziale Komponente mit sich und schafft Vertrauen.

Rückblick:

Im letzten Halbjahr vor der Einschulung fand zum ersten Mal unser Vorkurs "Starker Start" für die Schulanfänger 2018 statt. Für jeweils eine Stunde wöchentlich kamen in drei Gruppen jeweils ca. 12 Kinder zu den Vorbereitungsstunden. Der Kurs fand für jede Gruppe 13-mal statt.
In Absprache mit den Kindertageseinrichtungen waren die Inhalte an die vorschulische Förderung in den Einrichtungen angepasst. So konnten die Kinder das Wissen und die Fähigkeiten vernetzen und gleichzeitig den Lern- und Lebensraum Schule kennenlernen.
Im Laufe der 13 Wochen lernten die Vorschulkinder nicht nur Farben und Formen, Wörter und Namen, Zahlen und Mengen, sondern auch das Schulgebäude und den Schulhof gut kennen. Dabei erhielten sie immer wieder Unterstützung durch Schulkinder, die immer wieder in die Förderstunden kamen, um die neuen Kinder anzuleiten und ihnen ein sprachliches Vorbild zu sein. Sie boten Orientierung und machten Mut, wenn Fähigkeiten und Sprache noch entwickelt werden mussten.
Nun sind die Kinder, die den Vorkurs besucht haben, als Erstklässler bei uns in der Schule. Sie haben sich leicht in den Schulalltag eingefunden und zeigten kaum Unsicherheiten. Im zweiten Schulhalbjahr werden wir das Material nutzen, um auch den Schulanfängern 2019 einen starken Start zu ermöglichen.