Städt. Tageseinrichtung für Kinder Lange Wanne
Die Vorschulkinder des Städt. Kindergartens Lange Wanne aus Recklinghausen besuchen ein 6 Monate lang, jeweils monatlich 1x das wilde Gelände des BUND-Naturerlebnisgartens Herten. Sie werden bei jedem Besuch von einem Umweltpädagogen angeleitet und ausgebildet. Jeder Projekttag steht unter einem besonderen Schwerpunkt. So wird das Thema Boden mit Untersuchungen der Erde und Bestimmung der Bodenlebewesen besonders hervorgehoben, wie auch das Thema Wasser am Tümpel und am Bach mit seinem besonderen Lebensraum. Welche Tiere leben hier, wie sieht ein gesundes Gewässer aus? Fragen , denen die Kinder nachgehen werden. Auch das Essen und Trinken aus der Natur wird wieder einen Schwerpunkt bilden und in die Pflanzenbestimmung führen . Hierdurch wollen wir die Kinder gerade auf dem Gebiet der Sachkunde stark machen und Freude wecken für naturwissenschaftliche Fächer. Zum Abschluss der Ausbildung erhält jedes Kind einen Umweltagentenausweis.
Ziel des Projekts: Förderung der Kinder in den Bereichen: Sprachförderung durch Erlebnisse in der Natur/Förderung der Grobmotorik durch Klettern und Balancieren , sowie Übungen und Spiel auf den Niedrigseilen./Förderung der eigenen Körperwahrnehmung/
Wie sind die Kinder beteiligt: Die Kinder sind selbst aktiv handelnd und werden lediglich durch das Fachpersonal angeleitet. Sie sammeln Erlebnisse und Erfahrungen aus eigener Hand. Sie lernen Gefahren einzuschätzen, lernen die eigenen Grenzen kennen und bekommen ein Gefühl für soziales Miteinander in der Natur.
Die Vorschüler des Familienzentrums Lange Wanne Recklinghausen kamen 1x im Monat in den NaturErlebnisGarten Herten, um die Natur und sich selbst besser kennen zu lernen. Jedes Treffen hat ein anderes Thema, sodass die Kinder sich sehr intensiv mit sich und der Natur auseinandersetzen können.
Die Umweltpädagogen des BUND-NaturErlebnisGartens Herten leiten dabei die einzelnen Themen an und achten auf freundschaftlichen Umgang untereinander und mit der Natur.
Es werden verschiedene Bodenarten angeschaut und die Kinder finden heraus in welchem Boden Tiere leben und wo es sehr unwahrscheinlich ist, dass da Tiere leben. Der Lehmboden ist, wenn er feucht ist, ein Boden, mit dem wir bauen konnten, doch Lebewesen haben wir nur wenige gefunden. Wildbienen und Wespen holten sich den Baustoff, um ihre Kinderstuben zu versiegeln und ab und an fanden wir einen Regenwurm oder einen Molch. Besonderes Augenmerk legten wir darauf, dass die Finder der Kinder durch die Erdböden farbig wurden. Dies war für einige Vorschüler eine sehr klare Herausforderung, denn sonst heißt es immer, dass sie sauber bleiben müssen. Ein innerer Konflikt, der ihnen einen neuen Zugang zu der Welt erlaubte. In der Form, dass sie merkten: hier ist etwas erlaubt und vollkommen gut, was anderswo untersagt ist.
Im Waldboden fanden sich einige Tiere und nachdem neue Namen erfunden waren, wurden die althergebrachten Namen auch noch einmal mitgeteilt. Die meisten Tiere fanden wir in der Komposterde. Hier konnten wir einen Regenwurmcontest starten: wer fand den längsten, den dicksten und den kleinsten Regenwurm. Spätestens bei diesem Wettkampf verloren auch die letzten Kinder ihre Scheu vor Erde und Tierreich. Gerade bei Kindern mit Migrationshintergrund ist dies keine Selbstverständlichkeit.
Bei der Untersuchung von Teich und Bach achten wir nicht nur auf das Aussehen des Wassers, denn dieses kann uns schon sehr viel über die Wasserqualität sagen, sondern wir schauen uns auch die Lebewesen an, die darin vorkommen. Diese sind sehr gute Anzeiger für, entweder brackiges oder sauberes Wasser. Zudem dürfen die Kinder hier mit Tierarten hantieren, die sehr empfindlich sind. Dazu lernen sie ihre Kraft vorsichtig einzusetzen und nicht alles grobmotorisch zu packen und dabei womöglich zu verletzen - die Kinder haben sehr schnell einen guten Bezug zu den kleinen Lebewesen aufgebaut und gingen sehr vorsichtig mit ihnen um.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Umweltagentenausbildung ist der Umgang mit Nahrungsmitteln aus der Natur. Es wurden Pflanzen kennengelernt, die wir verzehren können, andere, die als Medizin schon vor vielen Jahrtausenden genutzt wurden und wieder andere, die nichts in unserer Küche zu suchen haben. Neben Marmelade aus Blüten und Früchten wurden Suppen, Brennnesselchips und andere Leckereien hergestellt - immer mit Unterstützung der Kinder, denn sie sammelten, putzten, schnibbelten und gaben alles in den Topf oder auf den Teller. Gleichzeitig wurden Fragen erörtert, woher z.B. Obst kommt, wenn doch an unseren Bäumen noch gar kein Obst hängt?!
Nicht nur unsere Ernährung wurde besprochen, auch die Ernährung der Tiere z.B. im Winter wurde besprochen. Viele Kinder füttern im Winter Vögel, doch nutzen sie die billigsten Meisenknödel und erfuhren, dass diese häufig aus weit entfernten Ländern stammen und daher mit Samen bestückt sind, die bei uns nicht heimisch sind. Solche Samen können teilweise nicht von den Vögeln genutzt werden und können sich u.U. hier aussamen und dann einen Neophyt einschleppen, der unseren heimischen Pflanzen das Leben schwer macht. Um dem zu begegnen haben wir Vogelglocken selbst hergestellt und darauf geachtet, welche Samen, Nüsse und Eiweißlieferanten wir im Fett fixieren können.
Ein weiterer Aspekt des Artenschutzes liegt bei der Unterstützung von heimischen Insectivoren. Wir bauten Unterschlupfmöglichkeiten für Igel auf und zeigten so, dass auch im kleinsten Garten, Vorgarten oder Minibeet die Möglichkeit besteht den Igeln eine Überwinterung zu ermöglichen, auch wenn sonst die Gärten immer sehr aufgeräumt sind.
Bei jedem Treffen wurden Spielzeiten mit eingeplant, denn das 18000 m² große Gelände bietet viele Möglichkeiten sich auszuleben. Auf Bäume zu klettern und über Wurzeln zu balancieren genauso, wie der Wackelbrücke stand zu halten. All das trainierte die Grob- und Feinmotorik so gut, dass am Ende der Zeit eine klare Verbesserung der Körpermotorik und des Körpergefühls erkannt werden konnten.