Titel "Alt trifft Jung" - Generationen lernen voneinander. Für einen gelingenden Übergang in die Berufswelt."

Ansprechpartner:

Herr Kohues

Institution:

Johann-Conrad-Schlaun Schule

  • Am Gorbach 4
    59394 Nordkirchen

Beschreibung und Ziele:

Das Projekt bringt Schülerinnen und Schüler vor dem Sozialpraktikum zum Themenschwerpunkt "Verantwortung" im Rahmen ihrer Berufswahlorientierung und Senioren des St. Mauritius-Hauses vor Ort zusammen und schafft nicht nur neue Kooperationsformen zwischen ihnen, sondern auch neue Lern- und Lehrräume. Die Schüler bekommen über die Vermittlung der "Aktivitäten des täglichen Lebens" ATLs, die jedes Pflegekonzept vorsieht, einen direkten Einblick in Soziale- und Pflegeberufe. Darüber hinaus bringen beide Zielgruppen ihre Kompetenzen ein und können mit Hilfe der Kompetenzen der jeweils anderen, ihre Defizite abbauen und Bedürfnisse befriedigen und die Auszubildende können ihre beruflichen Kompetenzen weiter ausbilden. Projektstandort soll der soziale Nahraum sein, in dem beide Zielgruppen ihre alltäglichen Außenbeziehungen gestalten. Themen von Jugendlichen zur Berufswahl und von Senioren zur Lebenssituation werden sowohl in seiner gesellschaftlichen, als auch der persönlichen Bedeutung bearbeitet und bekommen über evtl. Unterrichtsinhalte hinaus einen konkreten Charakter für den Einzelnen: Das für den Beruf wesentliche Rollenverständnis auch hinsichtlich generationsübergreifender Themen findet nicht nur abstrakt außerhalb des eigenen Bezugsrahmens statt, sondern betrifft die Schüler und Senioren jeden Tag neu im eigenen Erlebnisfeld. Methoden aus dem Theater, der gestaltenden Kunst, dem Tanz, dem Gesang und dem Musizieren werden bei der Durchführung genutzt. Das theaterpädagogische Arbeiten orientiert sich an dem Konzept Augusto Boals. Bewegungsübungen und das Verkörpern innerer Bilder im Statuentheater lassen Vertrauen in sich und das Gegenüber wachsen und führen behutsam in den theaterpädagogisch themenbezogenen Prozess ein. Im Verlauf des Prozesses wird das Thema aus der Betroffenheit der Teilnehmer heraus szenisch weiter erarbeitet. Somit erschließt sich das Thema der Berufswahl nicht nur auf der kognitiven Ebene, sondern auch auf der körperlichen: Das Denken und das Körpererleben werden miteinander verknüpft. Das theatrale Spiel eröffnet hierbei Möglichkeiten zur Reflexionen des Werdegangs und der eigenen Identität, wobei in der differenzierten Herangehensweise auch Zugänge zu verschütteten Details gelegt werden. Eine größere Klarheit über eigene Befindlichkeiten schafft Raum für weitergehende Gespräche und Begegnungen. Universale Themen wie Krankheit, Alter und Tod sprechen über die persönliche Ebene hinaus kollektive Erfahrungen aller anderen Anwesenden an und bringen neben ein Verstehen und Verständnis, Vertrauen und Verbundenheit der Teilnehmer untereinander zum Ausdruck. Während des Prozesses werden die Jugendlichen nicht nur auf ihren bevorstehenden beruflichen Kontext vorbereitet sonder im Rahmen ihrer eigenen "Lebensplanung" an das Thema des "Miteinanders" in die Begegnung mit Senioren geführt. Eine gemeinsame Abschlusspräsentation aus Theater, Gesang und Tanz lässt die Öffentlichkeit am gewachsenen Miteinander teilnehmen und verbindliche Begegnung auch über den offiziellen Projektrahmen hinaus wachsen.

Ziel ist es die eigenen und fremden Ressourcen zu erkennen und zu stärken, und scheinbare Defizite zu Fragen in der Berufswahl über die Begegnung "mit dem unbekannten Anderen" in Stärken zu verwandeln, wie z.B. den Jungen über die Begegnung mit den Älteren Orientierungsmöglichkeiten für die eigene Berufswahl und damit eigenen Lebensplanung zu vermitteln und gleichzeitig Senioren mit Unterstützung der Jugendlichen die Berührungsängste vor den neuen Medien wie dem Internet zu nehmen. Der berufliche Interessierte wird in seiner Wahrnehmung geschult, die Anforderungen in sozialen und Pflegeberufen zu erkennen. Ziel des Projektes ist das Erwerben einer Handlungskompetenz aus der eigenen Passivität herauszutreten und zu einem handlungsfähigen Akteur zu werden. Neues Verhalten wird im Rollenspiel eingeübt und für den Alltag erprobt. Innere Prozesse werden im szenischen Aufbau äußerlich sichtbar und werden somit nicht nur für den Akteur, sondern auch für die anderen Interaktionspartner transparent - eine ergänzende Kommunikationsplattform wird für alle Beteiligten nachvollziehbar geschaffen. Gleichzeitig wirkt das Projekt gemeinschaftsstiftend auf die entstehende Gruppe und darüber hinaus: Das gemeinsame Erleben die Fremdheit des anderen in Begegnung verwandelt zu haben, stärkt das Bewusstsein für den anderen in der Gruppe und somit die Verantwortung für die Gemeinschaft, wichtige Schlüsselkompetenzen für den beruflichen Kontext. Die Ziele des Projektes sind demnach vielfältig: - Stärkung der beruflichen Kompetenz/Berufswahlorientierung der Schüler - Förderung und Entwicklung der für die Berufswelt wichtigen Schlüsselkompetenzen mit dem besonderen Schwerpunkt zur Verantwortung - Schulung der Selbst- und Fremdwahrnehmung - Soziales Kompetenztraining - Entwicklung von Zivilcourage - Stärkung des Gemeinschaftserlebens im regionalen Raum

Wie wurden die Kinder in das Projekt eingebunden?

Die Jugendlichen sind in Form interaktiver Prozesse an dem Projekt beteiligt: In jeder Phase, sowohl bei den einführenden Körperübungen, beim Statuentheater, als auch beim szenischen Aufbau ist die ganze Gruppe in den Prozess mit einbezogen. Zur Durchführung des Projektes wird die Gruppe geteilt. Phasenweise werden die beiden Gruppen zusammengeführt, ihre erarbeiteten Inhalte vorzustellen und gemeinsam zu reflektieren. Reflexionsrunden werden wiederholt in den Kleingruppen durchgeführt, den Erkenntnisprozess zu vertiefen. Tanz, Gesang und das Spielen von Musikinstrumenten unter professioneller Anleitung soll eine gemeinsame Stückproduktion aus der Lebenswelt der TeilnehmerInnen in Bezug auf berufliche Fragestellungen abrunden.

Rückblick:

"Wer bist du?" das war die zentrale Frage bei der Begegnung der
Generationen, sich und die Welt des anderen zu entdecken. Die Schüler der
Gesamtschule entdeckten nicht nur die Lebensbereiche der alten Menschen im
St. Mauritius-Seniorenzentrum nebenan, sondern auch die Menschen, die in so
naher Nachbarschaft leben. Es wurden sehr persönliche Lebensgeschichten
ausgetauscht und auch das, was jeden Tage bewegt. So wurden Bedürfnisse, die
jeder kennt mit den Mitteln des Theaters sichtbar gemacht: Das
Kommunizieren, das Essen und Trinken oder auch die eigene Mobilität. Dabei
wurde deutlich, dass diese Bedürfnisse völlig altersunabhängig sind, jedoch
im Alter anders gestaltet werden und in der Pflege eine große Rolle spielen.
Die Generationen entwickelten Tag für Tag mehr Verständnis füreinander und
auch Vertrauen zueinander. So hatten Jung und Alt große Freude an den
Selfies und "dem Hundefilter" und lächelten dabei fröhlich in die
Smartphones. Ein Wiedersehen auch nach den Projekttagen wird es auf jeden
Fall geben, da waren sich alle einig.