Ruheoase

Ansprechpartner:

Frau Brokate

Institution:

Städtisches Gymnasium Petershagen

  • Hauptstraße 15
    32469 Petershagen

Beschreibung und Ziele:

Sinkende Schülerzahlen können auch ihr Gutes haben. So möchten wir an unserer Schule mit immer noch fast tausend Schülerinnen und Schülern SuS endlich einen freiwerdenden Klassenraum im Gebäude der Unterstufe zu einem Gruppenarbeits-, Spiel- und Ruheraum umgestalten. Bisher zumeist fünfzügig, gehen wir derzeit mit etwa 110 SuS pro Jahrgang in die Vierzügigkeit. Der Raum von ca. 60 qm soll optisch in zwei Bereiche unterteilt werden. Während der hintere Teil besonders in den Mittagspausen an Tagen mit Nachmittagsunterricht als Lese-, Rückzugs- und Ausruhzone zur Erholung der Fünft- und Sechstklässler einladen soll, möchten wir die vordere Hälfte mit Kind gerechten und kommunikativen Gruppentischen versehen. Hier können Kleingruppen während der regulären Unterrichtszeit individuell arbeiten, Instrumentalgruppen üben oder in der Pause Spiele gespielt werden. Unsere Schule liegt im ländlichen Raum. Die meisten Kinder kommen mit dem Schulbus und haben zusätzlich zur Unterrichtszeit noch eine halbe bis eine Stunde Schulweg zu bewältigen. Besonders an den Tagen mit Nachmittagsunterricht ergeben sich damit lange Arbeitstage für die Kleinen, in denen sie dringend eine erholsame Mittagspause benötigen. Während die Renovierung des Raums von Eltern durchgeführt wird, einige Möbel wie Regale und Gardinen aus dem Schulfundus genommen werden können und Teppiche und Sitzsäcke für den Ruheraum vom Förderverein übernommen werden, möchten wir Tische und Raumteiler gemeinsam mit Schülern und Schülerinnen der jetzigen J5 selbst gestalten. Dies möchten wir in einem klassenübergreifenden Neigungsprojekt "Kreatives Werken mit Holz und anderen Materialien" umsetzen. Zudem sollen Gesellschaftsspiele zur Ausstattung des Raums angeschafft werden.

Unsere Idee zielt auf zwei Ebenen ab. Zunächst geht es um die Bauphase: Wir konnten bereits bei einigen vorangegangenen Gestaltungsprojekten die Erfahrung machen, dass besonders die nach dem Schulwechsel aus der Grundschule neu an unsere Schule gekommenen Kinder viel Freude daran haben und großes Engagement entwickeln, wenn sie die Möglichkeit bekommen, einen Teil ihres Lernumfeldes selbst mitzugestalten. Diesen Bereichen bringen sie dann auch Wertschätzung entgegen und gehen achtsam damit um. Im Neigungsprojekt Kreatives Werken können sie motorische und handwerkliche Kompetenzen entwickeln und anwenden, die im Schulalltag des Gymnasiums ansonsten weniger gefördert werden. Indem wir ihnen etwas zutrauen, z.B. den Umgang mit einem Akkuschrauber, wachsen sie mit ihren Aufgaben. Im vergangenen Jahr hat sich zudem gezeigt, dass sich dieses Projekt besonders für die Integration unserer ausländischen Schülerinnen und Schüler zumeist aus Flüchtlingsfamilien aus Syrien und Afghanistan eignet. Die Kommunikation fällt hier leichter, Alltagsgegenstände müssen benannt werden und die Kinder können ihre Fähigkeiten zeigen. Auch unsere Betreuungssituation ist in diesem Kurs besonders gut, da etwa 20 SuS von einem Lehrerteam angeleitet werden. Anschließend folgt die Nutzung: Wie oben bereits angedeutet, möchten wir die SuS an unserer Schule dazu erziehen achtsam mit ihrer Umgebung umzugehen. Dies ist in einer durch Konsum geprägten Gesellschaft nicht immer ganz einfach. Wenn Kinder aber erkennen, wie aufwendig und mühsam ein Fertigungsprozess auch sein kann und sie ihr Umfeld selbst gestaltet und zumindest in Teilen gebaut haben, dann fühlen sie sich, so unsere Erfahrung, auch eher verantwortlich und gehen sorgsamer mit den Dingen um. Dies wird in unserer neuen Oase besonders relevant, denn wir möchten hier in den Mittagspausen eine Aufsicht mit den Klassenpaten organisieren. Dies sind SuS aus der Einführungsphase Jahrgangsstufe 10, die als kleines Team die Klassen von der Einschulung bei uns bis zum Ende der Klasse 6 begleiten. Während einige Kinder also tatsächlich Ruhe im Kissenbereich halten, sollen andere auch leise spielen können. Das erfordert viel Umsicht und Rücksicht. Unterstützen wollen wir hier durch eher kleine Gruppeneinheiten, in denen man nahe beieinander und auf weichen Hockern lümmelt. Ob das klappt? Wir werden sehen.

Wie wurden die Kinder in das Projekt eingebunden?

Der Schwerpunkt liegt hier im kreativen Bereich: Die Teilnehmer des Neigungsprojektes entwickeln Ideen für die Raumteiler. Dazu sollen an vorhandenen, stabilen und etwa 70 cm hohen Buchenregalen an den Rückseiten Holzbretter angebracht werden, die die Durchsicht verhindern Höhe ca. 1,50 m. Die Bretter sollen zuvor an den Köpfen mit unterschiedlichen Werkzeugen bearbeitet oder auch farbig gestaltet werden. Hier bieten sich als Idee Pflanzen-oder Tiermotive an, die einer Wüstenoase zugeordnet werden können. Die besonderer Bearbeitung des Werkstoffs Holz und das großformatige Arbeiten gehen hier weit über den regulären Unterrichtsrahmen hinaus. Anschließend werden diese Bretter angebracht. Aus Holzplatten und Tischbeinen sollen einfache Tische verschraubt werden. Alle SuS der Unterstufe dürfen Vorschläge für die Spiele-Sammlung machen, die dann gemeinsam von der Unterstufenleitung und den Paten nach pädagogischen Kriterien ausgewählt werden. Die Einbeziehung der Paten in den Mittagspausen führt nicht nur bei den Fünft- und Sechsklässlern zu einer anderen Wahrnehmung idealer Weise fühlen sie sich in der Obhut, nicht aber unter der Aufsicht der älteren Schüler, sondern bietet auch den Großen die Möglichkeit eine Reihe von Kompetenzen zu erproben, die für sie im späteren Berufsleben relevant werden: Selbstbewusstsein entwickeln, sich durchsetzten können, Verantwortung übernehmen und vieles mehr.

Rückblick:

Nun ist es geschafft. Unsere Ruheoase , schon seit einigen Wochen im Probebetrieb, wurde rechtzeitig vor den Sommerferien fertig gestellt. Nachdem die Eltern zunächst den Raum renoviert hatten, konnten wir aus Mitteln des Fördervereins Sitzsäcke und Teppiche anschaffen. Mit den Schülerinnen und Schülern des Neigungsprojektes "Werken" bauten wir dann eine Trennwand, um Spiel- und Ruhebereich voneinander zu trennen. Das war eine große Herausforderung für die Fünftklässler, denn es bedurfte Geduld, körperlichen Einsatz und immer wieder Absprachen und Teamwork bis endlich alles fertig bearbeitet und an seinem Platz war. Passend zur Idee der Oase hatte die Gruppe sich überlegt Bretter in Form von Sanddünen zu gestalten, was , wie die Fotos dokumentieren, wohl auch ganz gut gelungen ist. Da wir Tische aus einer anderen Schule übernehmen konnten, blieb so noch das Geld für einige Leselampen. Das neu angeschaffte Werkzeug werden wir auch im nächsten Schuljahr in einem weiteren Neigungsprojekt gut einsetzen können.