Förderung der kindlichen Erzählfähigkeit durch Handpuppenspiel

Ansprechpartner:

Herr Hellermann

Institution:

AWO Kinder, Jugend & Familie Weser - Ems Sprachheilkindergarten Stolzenau

  • Dahlenkamp 10b
    31592 Stolzenau

Beschreibung und Ziele:

Sprache ist das Tor zur Welt. Durch Kommunikation lernen wir uns und unsere Umwelt besser kennen. Im schulischen wie auch sozialen Miteinander ist Sprache von großer Bedeutung. Im Vorschulalter wir das Erzählen ein immer wichtigerer Teil zwischenmenschlicher Kommunikation. Anhand von Kasperlepuppen/Handpuppen möchten wir spielerisch die Erzählfähigkeit der Kinder fördern. Wir begleiten Kinder mit gravierenden Spracherwerbsstörungen und/oder Hörbeeinträchtigungen. Unsere Aufgabe ist es, die Beeinträchtigungen zusammen mit den Kindern aufzuarbeiten. Besonders die narrativen Fähigkeiten sind bei fast allen unseren Kindern kaum entwickelt. Durch die verzögerte Sprachentwicklung hatten sie wenig Gelegenheit, sich im Erzählen zu erproben, oft fehlten ihnen die sprachlichen Mittel, das Selbstvertrauen oder auch motivierende und wertschätzende Zuhörer, um sich an längere Erzählungen heranzuwagen. Im Rahmen der zeitlich begrenzten teilstationären Therapie möchten wir den Kindern eine für sie bestmögliche Entwicklungschance bieten. Die Kinder werden im Rahmen eines Puppentheaterprojektes, in Kleingruppen, oder in Einzelarbeit, den Umgang mit Kasperlepuppen/Handpuppen erlernen und einen spielerischen Zugang in die Welt der Sprache, der "zwischenmenschlichen” Kommunikation finden.

Die Kinder lernen dem Puppenspiel zu folgen, darüber zu sprechen und selbst angeleitetes Puppenspiel zu spielen. Hierdurch wird die kindliche Erzählfähigkeit gefördert und gefestigt. Es ist der Wunsch die Förderung der kindlichen Erzählfähigkeit spielerisch in der logopädischen Therapie, wie auch im alltäglichen Gruppengeschehen durch gezielt eingesetztes Handpuppenspiel zu fördern und zu trainieren. Die Kinder spielen und sprechen im Schutz der Puppen. Dies ist ein Weg den Mut zum freien Sprechen zu finden Die Kinder haben mehrmals die Gelegenheit, sich die Geschichte anzuhören, sie immer wieder mit Details anzureichern. Durch das aktive Spielen prägt sich Sprache besser ein. Ebenso entwickelt sich die Erzählfreude durch das aktive Spiel mit den Puppen. Es entsteht ein Spiel mit der Stimme. Tonhöhen und Lautstärke werden erprobt. Durch das Arbeiten mit Kasperlepuppen und Handpuppen sehen wir eine gute Möglichkeit unsere Arbeit zu bereichern und einen spielerischen Lernweg des Erzählens zu schaffen.

Wie wurden die Kinder in das Projekt eingebunden?

Die Kinder sind aktiv an dem Projekt beteiligt. Das Puppenspiel wird durch eine/n Erzieher/in oder Logopädin angeleitet, der/die die Kinder aktiv in das Puppenspiel hineinführt und begleitet. Die Kinder spielen vorgelesene, oder eigene Geschichten und Erlebnisse. Die Kinder schauen dem Puppenspiel zu und wechseln die Rolle in das aktive Puppenspiel.

Rückblick:

Im Zentrum unseres Projektes stand die aufregende und in lustigen Reimen erzählte Geschichte "Alarm im Kasperletheater" von Nils Werner, welche wir den Kindern zunächst in Buchform mit den herrlichen Illustrationen von Heinz Behling vorstellten. Darin klaut der Teufel die große Schüssel mit Pfannekuchen für den Geburtstag der Oma. Das Kasperle schlägt daraufhin Alarm und eine wilde Verfolgungsjagd beginnt, der sich auch noch u.a. Gretel, Schutzmann Schill, Räuber Fridolin, König Zipfelbart und Kräuterhexe Adelheid anschliessen. Letztlich taucht der Teufel mit Bauchweh vom exzessiven Pfannekuchenschmaus bei der Oma auf, die bereits neue Pfannekuchen für ihre Festgesellschaft besorgt hat und dem Teufel die Leviten liest. Reumütig sitzt er zum Schluss mit allen anderen Mitgliedern des Kasperletheaters an der vergnügt mampfenden Geburtstagstafel: "Und das Spiel ist aus".
Bevor wir zum Handpuppenspiel kamen, galt es noch aufzuklären, dass Pfannekuchen auch Berliner heissen und welchen Charakter die einzelnen Handpuppen hatten. Die Kinder hatten hierzu viele Fragen, auch weil wir zeitgleich das Thema "Märchen" in den Gruppen als Motto für die Faschingszeit bearbeiteten. Da die meisten Kinder mit dem Teufel nichts anzufangen wussten, übernahm das Krokodil - auf ihren Wunsch - seine Rolle. Gebannt und mit spontanen Rufen folgten die Kinder unserer Einrichtung den Vorführungen durch eine unserer Erzieherinnen in unserem zu den Handpuppen passendem, selbst gebauten Puppentheater. Einige Kinder übernahmen bei späteren Vorführungen unter Anleitung einzelne Rollen und spielten diese später eigenständig vor einem kleineren Publikum. Es gab auch Vorführungen der Geschichte in vereinfachter Form, die nur von den Kindern bestritten wurden.
Hierin zeigte sich deutlich, dass das Handpuppenspiel die Freude am Erzählen und Erleben von Puppentheatergeschichten sowie den Mut, sich mit Handpuppen frei sprechend zu zeigen, bei den Kindern förderte. Zudem machte es den Kindern Spass, sich im Verstellen ihrer Stimme oder dem Modulieren der Lautstärke vor Publikum auszuprobieren und sie trauten sich dies überhaupt. Hierbei fungierten die Handpuppen als "Übergangsobjekte " Winnicott, welche den Kindern auf der Ebene des Spiels einen neuen Entwicklungsschritt ermöglichten, der später in die Realität mitgenommen werden kann. Zudem prägte sich den Kindern neuer Wortschatz wie Pflaumenmus oder Hexenbesen ein, der in der Faschingszeit wiederholt aufgegriffen wurde und sich umso besser einprägte.
Zusätzlich wurden die Handpuppen ebenfalls im Gruppenalltag und in der Sprachtherapie eingesetzt, um Märchen wie "Hänsel und Gretel" nachzuspielen oder um spielerisch die logopädische Arbeit an der Aussprache zu unterstützen.

Insgesamt betrachten wir die Handpuppen und das Puppentheaterspiel als einen Gewinn und gute Unterstützung der Sprachheilarbeit unserer Einrichtung.