Genderprojekt im Seniorenheim

Ansprechpartner:

Herr Lemkens

Institution:

Marienschule

  • Klever Straße 9
    46509 Xanten

Beschreibung und Ziele:

Zum Thema "Wie sehe ich die Jungs? Wie sehe ich die Mädchen?" wird’s an diesen Projekttagen für Jung und Alt im Seniorenheim theatralisch: Vom einfach zu erlernenden Statuentheater, mit dem sich blitzschnell begeisternde Bilder und komplexe Konstruktionen bauen lassen, über kurze Rollenspiele bis hin zum dramatischen und lösungsorientierten Forumtheater werden eigene Haltungen und Sichtweisen, und die des anderen sichtbar und ein respektvoller Umgang miteinander spielerisch erlernt. Dabei gibt es ausreichend Gelegenheiten, neue Formen des Ausdrucks mit Stimme, Sprache und Körper zum Thema "Wie sehe ich die Jungs? Wie sehe ich die Mädchen?" auszuprobieren, sich gemeinsam auszutauschen, und auf diesem Wege mehr Verständnis für sich und den anderen zu entwickeln und das generationenübergreifend. Das Projekt bringt Schülerinnen und Senioren verschiedener Insitutionen vor Ort zusammen und schafft nicht nur neue Kooperationsformen zwischen ihnen, sondern auch neue Lern- und Lehrräume. Beide Zielgruppen bringen ihre Kompetenzen ein und können mit Hilfe der Kompetenzen der jeweils anderen ihre Defizite abbauen und Bedürfnisse befriedigen. Projektstandort soll der soziale Nahraum sein, in dem beide Zielgruppen ihre alltäglichen Außenbeziehungen gestalten. Mit dem Projekt wird das Thema "sowohl in seiner gesellschaftlichen, als auch der persönlichen Bedeutung bearbeitet und bekommt über evtl. Unterrichtsinhalte hinaus einen konkreten Charakter für den Einzelnen: Das Rollenverständnis hinsichtlich des generationsübergreifenden Themas findet nicht nur abstrakt außerhalb des eigenen Bezugsrahmens statt, sondern betrifft die Schülerinnen und Senioren jeden Tag neu im eigenen Erlebnisfeld. Methoden aus dem Theater, der gestaltenden Kunst, dem Tanz, dem Gesang nd dem Musizieren werden bei der Durchführung genutzt. Das theaterpädagogische Arbeiten orientiert sich an dem Konzept Augusto Boals: Das ursprünglich als politisches Instrument entwickelte "Theater der Unterdrückten" wurde in den letzten Jahren durch introspektive Techniken um den psychosozialen Bereich erweitert. Bewegungsübungen und das Verkörpern innerer Bilder im Statuentheater lassen Vertrauen in sich und das Gegenüber wachsen und führen behutsam in den theaterpädagogisch themenbezogenen Prozess ein. Im Verlauf des Prozesses wird das Thema aus der Betroffenheit der Teilnehmer heraus szenisch weiter erarbeitet. Somit erschließt sich das Thema "Wie sehe ich Jungs und Mädchen? Wie sehe ich junge und alte Frauen und Männer?" nicht nur auf der kognitiven Ebene, sondern auch auf der körperlichen: das Denken und das Körpererleben werden miteinander verknüpft. Ob Träume, Tragödien, chaotische Umstände oder gemächlich dahin fließende Ereignisse, es werden gemeinsam Geschichten und Anekdoten gesammelt und in kleinen Szenen in und mit der Gruppe nachgespielt. Aus den Alltagsmomenten werden erinnerungswerte Geschenke und Geschichten des Lebens zum Leben erweckt. Insbesondere werden Beziehungen zwischen Menschen thematisiert, ihre Motivationen und Entscheidungen an wichtigen Wendepunkten des Lebens gemeinsam reflektiert und damit die Erfahrung einzelner gewürdigt. Das theatrale Spiel eröffnet hierbei Möglichkeiten zur Reflexionen des Werdegangs und der eigenen und Identität der anderen. Eine größere Klarheit über eigene Befindlichkeiten schafft Raum für weitergehende Gespräche und Begegnungen. Universale Themen wie Sinnfindung im Leben, Freizeitgestaltung und soziale Kontakte sprechen über die persönliche Ebene hinaus kollektive Erfahrungen aller anderen Anwesenden an und bringen ein Verstehen und Verständnis, Vertrauen und Verbundenheit der Teilnehmer untereinander zum Ausdruck. Eine gemeinsame Abschlusspräsentation aus Theater, Gesang und Tanz lässt die Öffentlichkeit am gewachsenen Miteinander teilnehmen und verbindliche Begegnung auch über den offiziellen Projektrahmen hinaus wachsen.

Ziel ist es die eigenen und fremden Ressourcen zu erkennen und zu stärken, und scheinbare Defizite "des unbekannten Anderen" in Stärken zu verwandeln, wie z.B. Senioren mit Unterstützung der Jugendlichen die Berührungsängste vor den neuen Medien wie dem Internet zu nehmen und den Jungen über den Austausch ihrer Lebenserfahrungen der Älteren Orientierungsmöglichkeiten für die eigene Lebensgestaltung zu vermitteln. Der Einzelne wird in seiner Wahrnehmung geschult, Strukturen und Mechanismen, die Begegnung fördern und auch verhindern können zu erkennen. Mit einem frühen Erkennen von Bedingungen, die ausgrenzende Situationen begünstigen, werden alle Teilnehmer zu Toleranz und Interesse gegenüber dem anderen herangeführt. Jüngere und Ältere lernen gemeinsam, aktiv auch fremde Situationen beeinflussen zu können, ohne Ignoranz und Ablehnung herbeizuführen. Ziel des Projektes ist das Erwerben einer Handlungskompetenz, die Jüngere und Ältere darin unterstützt aus der eigenen Passivität herauszutreten und zu einem handlungsfähigen Akteur zu werden. Neues Verhalten übt er im Rollenspiel und erprobt es für den Alltag. Innere Prozesse werden im szenischen Aufbau äußerlich sichtbar und werden somit nicht nur für den Akteur, sondern auch für die anderen Interaktionspartner transparent - eine ergänzende Kommunikationsplattform wird für alle Beteiligten nachvollziehbar geschaffen. Gleichzeitig wirkt das Projekt gemeinschaftsstiftend auf die entstehende Gruppe und darüber hinaus: Das gemeinsame Erleben die Fremdheit des anderen in Begegnung verwandelt zu haben, stärkt das Bewusstsein für den anderen in der Gruppe und somit die Verantwortung für die Gemeinschaft. Die Ziele des Projektes sind demnach vielfältig: - Stärkung der beruflichen Kompetenz/Berufswahlorientierung der Schüler Entwicklung der Schlüsselkompetenzen - Schulung der Selbst- und Fremdwahrnehmung - Soziales Kompetenztraining und Entwicklung von Zivilcourage - Stärkung des Gemeinschaftserlebens im regionalen Raum

Wie wurden die Kinder in das Projekt eingebunden?

Die Jugendlichen sind in Form interaktiver Prozesse an dem Projekt beteiligt: In jeder Phase, sowohl bei den einführenden Körperübungen, beim Statuentheater, als auch beim szenischen Aufbau ist die ganze Gruppe in den Prozess mit einbezogen. Zur Durchführung des Projektes wird die Gruppe geteilt. Phasenweise werden die beiden Gruppen zusammengeführt, ihre erarbeiteten Inhalte vorzustellen und gemeinsam zu reflektieren. Reflexionsrunden werden wiederholt in den Kleingruppen durchgeführt, den Erkenntnisprozess zu vertiefen. Tanz, Gesang und das Spielen von Musikinstrumenten unter professioneller Anleitung soll eine gemeinsame Stückproduktion aus der Lebenswelt der Teilnehmer abrunden.

Rückblick:

"Drei Tage trafen sich die Schülerinnen der Marienschule in der Seniorenresidenz Burg Winnenthal und diskutierten nicht nur zum Thema "Wie sehe ich die Jungen? Wie sehe ich die Mädchen?", sondern setzen ihre Gedanken und Erfahrungen zu dem Thema in Szene. Die kleinen Theaterauftritte regten zum weiteren Austausch an und gemeinsam fanden Jung und Alt heraus, welche neuen Sicht- und Handlungsweisen gerade bei Konflikten zu dem Thema zu einem entspannten Miteinander beitragen könnten. Spielerisch nährten sich Jung und Alt dabei an und waren überrascht, welche Ähnlichkeiten es doch gab in den Denkweisen, aber auch Unterschiede bei den Generationen.
Auch ihre musikalischen Stärken stellten die jungen Schülerinnen unter Beweis und spielten an einem Tag auf ihren mitgebrachten Instrumente zur großen Freude der Senioren.
Auf ein Wiedersehen freuen sich nun nicht nur die Senioren, sondern auch die Mädchen, die am Generationenprojekt teilgenommen haben."