Vorkurs zur Schuleingangsphase - "Auf geht´s in die Schule mit Konstantin! Gemeinsam bereiten wir uns vor."

Ansprechpartner:

Frau Schürmann

Institution:

Grundschule Am Hügel

  • Am Hügel 6
    44575 Castrop-Rauxel

Beschreibung und Ziele:

Die Grundschule Am Hügel ist seit 2014/2015 eine inklusive Schule und Ort des Gemeinsamen Lernens. Mit rund 30% hat bereits jetzt ein erheblicher Teil der Schülerschaft einen sonderpädagogischen oder erhöhten Förderbedarf. Zudem weist rund die Hälfte der Schülerschaft einen Migrationshintergrund auf. Um diesen Voraussetzungen der Schülerinnen und Schüler bereits mit Schulbeginn adäquat zu begegnen, wurde der Vorkurs im Rahmen der Schuleingangsphase gestartet. Das Projekt begleitet die Kinder bei ihrem Übergang vom Kindergarten in die Schule und startet nach den obligatorischen Schulanmeldungen, bei denen die Kinder im Rahmen einer Gruppendiagnostik beobachtet werden. Alle Kinder werden im Halbjahr vor ihrer Einschulung an drei Vormittagen zum Vorkurs eingeladen. Dort nehmen sie in drei Doppelstunden an ihrem "ersten Unterricht" teil. Gemeinsam mit Konstantin, dem Drachen, den sie bereits aus der Schulanmeldung kennen, lernen sie die ersten Rituale, Strukturen und Abläufe der Schulzeit kennen. Aber ebenso auch ihre neue Klassenlehrerin sowie die Sozialpädagogin und Sonderpädagogin der Schule, von denen sie in der Schuleingangsphase hauptsächlich unterrichtet werden. Über Medien wie Bilderbücher, Holzformen, reale Mengen oder Würfel werden erste Kompetenzen aus den Bereichen Deutsch und Mathe angebahnt. Gekoppelt sind die Inhalte an Basiskompetenzen wie Arbeitsblätter in Mappen abheften, sich melden, Reime wahrnehmen und finden, in den Stuhlkreis kommen, etc. Insgesamt werden die Entwicklungsbereiche Sprache, Wahrnehmung, Motorik, Kognition und sozial-emotionale Entwicklung gefördert. Während des Vorkurses werden die Kinder weiter beobachtet und ihre Fähigkeiten in ihren unterschiedlichen Ausprägungen dokumentiert. Somit soll allen neuen Lehrern zur Einschulung eine erste Einschätzung der Kinder und eine direkte Reaktion und Vorbereitung auf die Voraussetzungen der Schüler ermöglicht werden. Zudem werden dadurch direkt zur Einschulung erste Förderkurse gebildet, in denen die Sozial- und Sonderpädagogin die Förderung der Basiskompetenzen bereits zu Beginn der Schulzeit fortführt. Angeknüpft wird dabei an den Vorkurs, so dass dieser direkt fortgeführt werden kann.

Ziel ist es möglichst frühzeitig die Lernvoraussetzungen der Schülerinnen und Schüler zu erfassen. Den Kindern gilt es einen fließenden, angstfreien Übergang zwischen Kindergarten und Grundschule zu ermöglichen. Die Kinder sollen in ihrer Persönlichkeit sowie ihren Stärken und Schwächen kennengelernt werden. Erste lernfördernde und lernhemmende Bedingungen werden erfasst, so dass Lernschwierigkeiten, Lernstörungen oder drohende Behinderungen frühzeitig erkannt und entgegengewirkt werden kann. Es werden zudem basale Kompetenzen bei den Kindern angebahnt und mit Eintritt in die Schule weiter ausgeweitet und gesichert. Kinder können so an erste schulische Anforderungen spielerisch herangeführt werden. Es kann eine frühzeitige Prävention durch Förderung erfolgen über intensive Beratung von Eltern und ggf. Erziehern. Auch die Zeit bis zum Schulbeginn kann für Interventions- und Fördermaßnahmen genutzt werden. Ebenso wird der Schulstart allen Beteiligten Kindern, Eltern, Lehrern erheblich erleichtert, da auch schon die ersten Belange zu Schulbeginn klar sind, auf die dann reagiert werden kann.

Wie wurden die Kinder in das Projekt eingebunden?

Die Kinder sind die Hauptbeteiligten des Projekts - sie agieren, lernen, spielen und handeln. Sowohl der Vorkurs als auch die die daran anknüpfende Förderung zu Schulbeginn ist an die Kinder angepasst. Durch ihr Mitwirken, aber auch ihre Belange bestimmen sie die Inhalte, Maßnahmen und Abläufe maßgeblich mit. Ihre Vorfreude auf die Schule wird geweckt und sie erhalten vielfältige Begegnungsmöglichkeiten mit den Lehrerinnen und ihren zukünftigen Mitschülern. Zudem erhalten sie mehr Sicherheit zum Schulbeginn, indem sie mit den Räumlichkeiten der Schule und bestimmten Ritualen vertraut gemacht werden.

Rückblick:

Rückblick auf das Projekt:
Los ging es mit dem Vorkurs im zweiten Schulhalbjahr über drei Wochen. Alle Kinder, die bereits am Schulspiel im ersten Halbjahr teilgenommen haben und sich an unserer Schule angemeldet haben, wurden persönlich über die Schulpost eingeladen. Zusammen mit ihren Kameraden aus ihrem Kin-dergarten wurden sie einer Gruppe zugeordnet und kamen an drei Terminen zu uns in die Schule.
Viele aufgeregte Kinder kamen mit ihren Eltern im morgendlichen Schultrubel mit den Schülern unserer Grundschule an. Doch schnell war die Aufregung vergessen. Unsere Neuankömmlinge wurden von Konstantin, der zukünftigen Klassenlehrerin und der Sonderpädagogin oder Sozialpädagogin abgeholt. Gemeinsam mit Konstantin ging es in das Klassenzimmer und schnell wurden Mama und Papa verabschiedet.
Ritualisierte Abläufe sind in unserem Schulalltag ein wichtiger Ankerpunkt für die Kinder. Somit sollten auch unsere neuen Schüler schnell daran herangeführt werden. Jede Einheit des Vorkurses begann im Sitzkreis auf unserem großen Teppich. Dort lagen schon die Namensschilder bereit und die Kinder konnten direkt ihre ersten Lesefähigkeiten zeigen und ihre Schilder suchen. Begonnen wurde die Stunde immer mit einer gemeinsamen Begrüßung - unserem Begrüßungsspruch begleitet von Bewegungen: "Ich wünsch dir einen guten Tag und dass dich heute jeder mag. Dass du gut ausgeschlafen bist und dass dir schmeckt, was du heut´ isst. Und dass der Tag dir bis zur Nacht viel Freude macht."
Da Schule ja auch Spaß macht und nicht nur Paukerei ist, wurde zu Beginn immer ein gemeinsames Spiel mit Konstantin gespielt. Die meisten Kinder kannten bereits unsere kooperativen Spiele wie z.B. "Mein rechter, rechter Platz ist frei", "Obstsalat" oder "Reifenrennen" und konnten diese auf ihre ganz eigene Art erklären. Bereits in diesen ersten Minuten der Einheit haben die Kinder viel sprachlich agieren können. Es wurde viel erzählt, gefragt, beantwortet, erklärt oder ergänzt. Uns Lehrkräften ermöglichte diese Zeit einen guten Einblick in die sprachliche Entwicklung eines jeden Kindes. Erste sprachliche Strukturen wurden gezielt über Modellierungstechniken angebahnt, die Förderung spezifischer sprachlicher Phänomene jedoch auf die intensive Elternberatung und die Zeit nach der Einschulung über gezielte Förderkurse vertagt.
Anschließend ging es in jeder Einheit an den richtigen Schulunterricht. An vorbereiteten Gruppenti-schen wurden bestimmte Inhalte in jeder Einheit erarbeitet. In der ersten Einheit ging es mit einer gemeinsamen Faltarbeit los, die an der Tafel schrittweise erklärt wurde. Damit konnte dann die ganz persönliche Schulmappe gestaltet werden. Kleben, malen und den Namen aufschreiben brachte viel Freude, aber auch mal hier und da die ersten Schwierigkeiten. Zum Glück war immer eine Lehrerin zur Unterstützung dabei oder eines der Kinder am Tisch konnte bereits helfen. Gemeinsam war die Mappe schnell fertig und die erste Hausaufgabe thematisch passendes Arbeitsblatt mit Feinmotorikübungen konnte eingeheftet werden.
In der zweiten Einheit wurde gemeinsam das Buch "Der Hase mit der roten Nase" gelesen und be-sprochen. Anschließend wurde ein Hase aus einzelnen Teilen passend zur Geschichte gestaltet. Auch hier war das gemeinsame Besprechen der Aufgabenschritte, schneiden, kleben, malen, zuhören und sich hier und da mal gegenseitig helfen, gefragt. Erste feinmotorische Probleme wurden unterstützend von den Lehrkräften mit speziellen Lern- und Therapeutenscheren, Stifthaltern oder Griffübungen sowie einer intensiven Unterstützung beim Kleben, etc. angegangen. Und natürlich gab es am Ende auch die passende zweite Hausaufgabe, nachdem die erste mit viel Enthusiasmus erledigt wurde. Die Lehrkräfte haben nach diesen beiden Einheiten einen guten Einblick in sprachliche und soziale Fähigkeiten, feinmotorische Kompetenzen sowie das Lern- und Arbeitsverhalten der Kinder erhalten.
In der dritten Einheit wurde der Schwerpunkt auf die mathematischen Fähigkeiten sowie die grob-motorischen Kompetenzen gelegt. Über Würfelspiele wurden erste Zähl- und Mengenkenntnisse erfasst und angebahnt. Anschließend erfolgte die Arbeit am Arbeitsblatt, bei dem es galt die Aufga-benanweisung gut zu erfassen, um Mengenbilder Würfelbildern zuzuordnen und schließlich selbst Würfelbilder zu zeichnen. Um jedem Arbeitstempo und Entwicklungsstand der Kinder gerecht zu werden, waren als didaktische Reserve verschiedene Stationen mit Partnerübungen Spiele zur Mengenerfassung, Zählen, Würfeln und Mengenzuordnung aufgebaut, die rege genutzt wurden. Abschließend wurde gemeinsam mit Konstantin ein Bewegungsparcours mit kleinen Aufgaben ausprobiert, die schließlich als Vorbereitung auf die Schule mit den Eltern zu Hause durchgeführt werden sollten. Konstantin zeigt dabei was Schulkinder so alles können sollten wie z.B. balancieren, kriechen, Ball werfen, Zahlen hüpfen, Gegenstände ertasten, Namen schreiben, Schleife binden, uvm. Aber nicht nur die Kinder erhielten zum Abschluss eine Hausaufgabe, sondern auch die Eltern in Form von vielen Tipps was man ganz allgemein zur Vorbereitung auf die Schule machen könnte.
Jede Einheit wurde wieder ritualisiert im Stehkreis auf dem Teppich mit dem Abschiedslied "Alle Leut gehn´ jetzt nach Haus" beendet, bevor gemeinsam alles aufgeräumt, die Tasche wieder gepackt und mit einem Partner zusammen zu den Eltern ins Elterncafe gegangen wurde. Für die Lehrkräfte stand dann der intensive Austausch über die Beobachtungen während des Kurses im Vordergrund. In einer Tabelle wurden besondere Fähigkeiten sowie bereits erkennbare Probleme in der Entwicklung für die Bereiche Sprache, Wahrnehmung, Motorik, soziale und emotionale Fähigkeiten, Kognition, Arbeitsverhalten, mathematische Fähigkeiten individuell festgehalten.
Nach dem Vorkurs mit seinen drei Einheiten hatten wir einen sehr guten Überblick über unsere zukünftigen Erstklässler. Über die mehrfache individuelle Beobachtung haben sich klare Tendenzen gezeigt, welche Kinder wahrscheinlich mehr Unterstützung nach der Einschulung benötigen würden, um den Übergang vom Kindergarten in die Schule zu meistern sowie den Schulalltag zu bewältigen. Andererseits hat sich auch gezeigt welche besonderen Fähigkeiten ein jedes Kind bereits mit sich bringt, was zur Stärkung der Kinder im Übergang weiter gefördert werden sollte, aber auch durchaus der gesamten Gruppe zu gute kommen könnte. Somit diente die intensive Beobachtung dazu die zukünftigen Klassen zu bilden, wobei sich viele Gedanken gemacht wurden, wie die Klassenzusammensetzung, basierend auf den individuellen Entwicklungen der Kinder, am besten zu organisieren ist.
Darüber hinaus diente die intensive Beobachtung aber auch einer gezielten Elternberatung. Alle Eltern haben eine schriftliche Rückmeldung mit allgemeinen Hinweisen für die Zeit bis zur Einschulung erhalten. Bei Kindern, die bereits jetzt deutliche Entwicklungsverzögerungen oder spezifische Probleme aufwiesen, wurde Kontakt mit den Kindergärten aufgenommen und/oder die Eltern nochmal persönlich eingeladen. In individuellen Gesprächen wurden die Eltern hinsichtlich einer frühen und sehr gezielten Förderung beraten. Für die Lehrkräfte waren die Erkenntnisse aber auch über die Elternberatung hinaus ein wertvoller Hinweis. So wurden bereits erste Fördergruppen mit den Schwerpunkten Sprache, Feinmotorik, Grobmotorik oder Lernverhalten gebildet. Auch die spezifische DaZ-Förderung der Schule konnte bereits geplant werden, wenn ersichtlich war, dass sprachliche Probleme eher weniger einer sprachlichen Entwicklungsverzögerung als mehr der sprachlichen Entwicklung mit Deutsch als Zweitsprache geschuldet waren.
Mit all diesen Erkenntnissen aus drei spannenden Wochen bereiten sich die Lehrkräfte der Grund-schule Am Hügel nun auf ihre neuen ersten Klassen vor und freuen sich im August alle Kinder wieder zu sehen und schließlich die begonnene Arbeit mit ihnen fortzuführen.