Lernstudio - ein Weg zum behutsamen Einstieg in die Grundschule

Ansprechpartner:

Frau Trübiger

Institution:

Wienbredeschule, Gemeinschaftsgrundschule

  • Schulstr. 7
    59368 Werne

Beschreibung und Ziele:

Das Lernstudio als Ort, an dem einige der neu eingeschulten SchülerInnen die Möglichkeit erhalten, in ihrem eigenen Tempo einen Weg in die Schule zu finden. Das Lernstudio als Ort, an dem Inklusion von Beginn an gelebt werden kann, der Einstieg in das Schulstystem wird erleichtert. Das Lernstudio ist die "direkte" Verbindung zu den Kindertageseinrichtungen - gemeinsame Veranstaltungen, um den Übergang fließend zu gestalten, gehören dazu. Jahrgangsübergreifender Unterricht unterstützt den behutsamen Einstieg in die Grundschule unter Ziele des Projektes finden Sie die ausführliche Beschreibung

Seit nunmehr mehreren Jahren ist das Lernstudio eine fest etablierte Einrichtung an der Wienbredeschule. Nach der Auflösung der Schulkindergärten stand unsere Schule immer wieder vor dem Problem des Umgangs mit Schülerinnen und Schülern, die in ihrer Entwicklung noch nicht die für den Schulerfolg notwendigen Fertigkeiten entwickelt haben. Als Reaktion auf diese Situation hat die Wienbredeschule die Einrichtung des Lernstudios beschlossen. Das Lernstudio ist ein Ort, an dem einige der neu eingeschulten Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit erhalten, in ihrem eigenen Tempo einen Weg in die Schule zu finden. Dabei wird es ihnen ermöglicht, sowohl die notwendigen sozialen Kompetenzen, die für den Schulerfolg entscheidend sind, zu erwerben, als auch ihre vorhandenen kognitiven Fähigkeiten in ihrem individuellen Tempo zu entwickeln, so dass eine erfolgreiche Schullaufbahn absolviert werden kann. Eine besondere Bedeutung hat das Lernstudio im Hinblick auf die Herausforderungen an Schule auf dem Weg zur Inklusion gewonnen. Speziell Schülerinnen und Schüler mit einem sonderpädagogischen Förderbedarf tun sich schwer mit dem Einstieg in das Schulsystem. Im Rahmen des Gemeinsamen Unterrichts wird dieser Einstieg zusätzlich durch die zurzeit noch unzureichend entwickelten Rahmenbedingungen negativ beeinträchtigt. Oftmals sieht die schulische Realität so aus, dass Schülerinnen und Schüler mit einem sonderpädagogischen Förderbedarf nur an wenigen Stunden in der Woche individuell und entsprechend ihren Bedürfnissen gefördert werden können. In der übrigen Zeit sind sie häufig vom "normalen" alltäglichen Unterricht in ihren Klassen überfordert. So machen sie schon in den ersten Schulwochen eine Menge negative Erfahrungen. Schule ist für sie ein Ort, an dem sie Misserfolge und Frustrationen erleben. Diese Ereignisse führen in manchen Fällen schon früh zu Verweigerungen und unterstützen die Entwicklung von Verhaltensauffälligkeiten. Im kleinen Rahmen des Lernstudios ist ein Eingehen auf die individuellen Bedürfnisse dieser Schülerinnen und Schüler sehr viel besser möglich. Tägliche Erfolgserlebnisse, gemeinsame Bewegungsspiele und Freispielzeiten, in denen alle gleichberechtigt spielen, sorgen dafür, dass die Schülerinnen und Schüler unterschiedliche Rollen mit wechselnder Rollenverteilung einnehmen können. Der Unterricht im Lernstudio findet in enger Kooperation zwischen der Sozialpädagogin und des Sonderpädagogen der Wienbredeschule statt. Neben dem Erlernen der Buchstaben, ersten Schreib- und Leseübungen, dem Aufbau eines Mengenverständnis und dem Rechnen kleiner Plus - und Minusaufgaben, liegt der Schwerpunkt des Unterrichts auf der Entwicklung der Wahrnehmung insbesondere auditive und visuelle Wahrnehmung und Motorik. Eine Folge der Unterhaltung des Lernstudios ist eine besonders enge Zusammenarbeit mit mehreren ortsansässigen Kindertageseinrichtungen. Diese Kooperation äußert sich in Informationsnachmittagen für die Erzieherinnen der Kindertageseinrichtungen, bis hin zur Durchführung von Schnuppertagen an der Wienbredeschule. Der ständige Austausch mit den Kindertageseinrichtungen führt beispielsweise dazu, dass dort erlernte Lieder und Bewegungsspiele in der Schule aufgegriffen werden. Hierdurch werden den Kindern erste Erfolgserlebnisse vermittelt. Außerdem tragen diese Aktivitäten zur Rhythmisierung des Schulalltags bei. Die Schülerinnen und Schüler erlangen so Sicherheit in der neuen Umgebung, fühlen sich schneller wohl und können so erfolgreicher lernen. Dieser Versuch der Ermöglichung eines fließenden Übergangs von der Kindertageseinrichtung in das Schulsystem wird durch die Einrichtung jahrgangsübergreifender Klassen an der Wienbredeschule wieder aufgegriffen. Viele Klassen der Wienbredeschule bestehen inzwischen aus Schülerinnen und Schülern der ersten bis vierten Klasse. So ist auch ein grenzenloser Übergang zwischen den Lerninhalten der ersten bis vierten Klasse möglich. Im Hinblick auf das soziale Lernen dienen die älteren Schülerinnen und Schüler als Vorbilder für die Kleineren und lernen gleichzeitig Verantwortung zu übernehmen. Die neu eingeschulten Schülerinnen und Schüler finden somit das ihnen bekannte jahrgangsgemischte Konzept der Kindertageseinrichtungen an ihrem neuen Lernort wieder.

Wie wurden die Kinder in das Projekt eingebunden?

Im Lernstudio gestalten die Schülerinnen und Schülern den alltäglichen Unterricht aktiv mit. So können sie zum Beispiel im offenen Anfang eigenständig entscheiden woran sie arbeiten. Diese Arbeiten werden oftmals im anschließenden Unterricht aufgegriffen und entsprechend gewürdigt. Beim Erlernen der Buchstaben und Zahlen helfen ältere Schülerinnen und Schüler als Lernpaten. Sie übernehmen dabei in festen Stunden in der Woche Helferaufgaben und fungieren auch als Ansprechpartner bei Streitereien. Viele der Lernpaten haben gleichzeitig die Streitschlichterausbildung absolviert, so dass sie im Lösen von Konflikten auch effektiv Hilfe leisten können.

Rückblick:

Ein Tag im Lernstudio:

Der Tag im Lernstudio beginnt, wie in den Klassen auch, mit einem offenen Anfang. Ab ca. 20 Minuten vor Unterrichtsbeginn können die Schülerinnen und Schüler bereits ins Lernstudio kommen und finden hier einen täglich neu zusammengestellten Materialtisch mit verschiedensten Fördermaterialien. Hierzu zählen Puzzle, Knete, Nikitin, Combino oder ähnliche Materialien.

Gemeinsam begonnen wird um 8.15 Uhr am großen Gruppentisch. Jeden Tag wird zusammen das Guten-Morgen-Lied gesungen, ein Stück aus einer Geschichte vorgelesen und der Buchstabenrap geübt. Anschließend werden gemeinsam verschiedenen Übungen zum Hören von Lauten, Silben klatschen, Reimwörter finden, Mengen erfassen etc. durchgeführt. Hier schreiben die Kinder auch zusammenden Buchstaben der Woche oder auch mal eine Zahl auf kleine Magnettafeln, um die formgetreue Schreibweise zu erlernen.

Im Anschluss bearbeiten die Kinder unterschiedlichste Aufgaben. Die Bandbreite reicht vom Basteln und Malen bis hin zur Arbeit in Buchstabenlehrgängen und Zifferntrainern. Unterstützt werden sie dabei von einer Sozialpädagogin.

Vor dem gemeinsamen Frühstück gibt es meist eine kleine Spielzeit in der gemeinsam mit Lego, dem Riesenmikado o.ä. gespielt werden kann. Der Obstdienst schneidet zusammen mit Sozialpädagogin in dieser Zeit das Obst für alle.

Nach dem gemeinsamen Frühstück gehen die Kinder in die Hofpause und anschließend in die jeweilige Klasse, in der sie den Rest des Schultages am "normalen" Unterricht teilnehemen.