Phänomexx in Billerbeck - ein schulverbindendes naturwissenschaftliches Lernzentrum (Projekt des Monats Dezember 2019)

Ansprechpartner:

Herr Schulz

Institution:

Gemeinschaftsschule Billerbeck

  • An der Kolvenburg 12
    48727 Billerbeck

Beschreibung und Ziele:

"PhänomexX - das naturwissenschaftliche Lernzentrum - in dem Schülerinnen und Schüler der vierten bis sechsten Klassen selbstständig die Lernstationen zu unterschiedlichen Themen bearbeiten können." http://www.phaenomexx.info/. Hier werden Lernstationen zu wechselnden Themen angeboten, die jeweils in den Räumlichkeiten in Ahlen bearbeitet und im Unterricht vor- und nachbereitet werden. Begeistert von dem Konzept und den Lernstationen, aber abgeschreckt von der großen Entfernung Billerbeck-Ahlen haben wir bereits Anfang 2013 ein PhänomexX-Projekt für unsere Schule ausgeliehen und sehr erfolgreich in unser eigenes Unterrichtskonzept integriert. Nun soll aus dieser einmalig umgesetzten Idee ein nachhaltig ausgerichtetes Konzept "PhänomexX in Billerbeck" werden: Dazu sollen die Lernstationen zu zwei Themen fest angeschafft werden und dauerhaft in Billerbeck verbleiben. Diese sollen die Schülerinnen und Schüler der Gemeinschaftsschule Billerbeck im Rahmen des Unterrichts im Fach Naturwissenschaften am Beginn der Klasse 5 und am Ende der Klasse 6 bearbeiten. Für die dazwischen liegenden Monate eines jeden Jahres soll ein drittes Phänomexx-Thema entweder jeweils aus Ahlen ausgeliehen, oder auf die Dauer ggf. ebenfalls fest angeschafft werden. Die Stationen zu diesem Thema werden dann den umliegenden Grundschulen zur Bearbeitung angeboten, die dazu mit ihren vierten Klassen für einen Vormittag in die Gemeinschaftsschule Billerbeck kommen können.

Neben der bereits auf der Homepage http://www.phaenomexx.info/5.html beschriebenen Ziele der Phänomexx möchten wir durch die Phänomexx in Billerbeck, die von Schülerinnen und Schülern sowohl der umliegenden Grundschulen als auch der Germeinschaftsschule Billerbeck genutzt werden soll, besonders auch folgende Ziele verfolgen: Durch den Besuch der Phänomexx in Billerbeck lernen die Schülerinnen und Schüler der umliegenden Grundschulen den Schulstandort der Gemeinschaftsschule kennen. So bauen sie mögliche Ängste vor einem Wechsel an diese Schule ab bzw. gar nicht erst auf. Durch das Arbeiten an den Lernstationen werden die Schülerinnen und Schüler der Klassen vier mit einem wesentlichen Element unseres Schulkonzeptes vertraut. So wird ihnen das an unserer Schule verstärkt eingeforderte selbständige und selbstverantwortliche Lernen erleichtert. Zusätzlich sollen mittelfristig Schülerinnen und Schüler der Klassen 8-10 der Gemeinschaftsschule im Rahmen einer freiwilligen AG zu sog. "Science Buddies" ausgebildet werden. Sie werden dadurch zu Lernbegleitern, die den Grundschülerinnen und Grundschülern als Ansprechpartner bei deren Besuch der Phänomexx zur Verfügung stehen. Auch so pflegen wir den Kontakt zwischen Schülerinnen und Schülern der verschiedenen Schulen und können Ängste oder Unsicherheiten auf Seiten der Grundschüler abbauen bzw. direkt vermeiden.

Wie wurden die Kinder in das Projekt eingebunden?

In Klasse 4 besuchen die Grundschulkinder die Gemeinschaftsschule für einen Tag oder Vormittag und arbeiten an den Lernstationen, die sie zuvor im Unterricht vorbereitet haben. Auch die Nachbereitung erfolgt in der Grund- Schule vgl. Konzept der Phänomexx. Während ihres Besuches stehen ihnen mittelfristig ausgebildete Schülerinnen und Schüler der Gemeinschaftsschule als "Science Buddies" beratend zur Seite. Im Rahmen des NW-Unterrichtes der Klassen 5 und 6 nutzen die Schülerinnen und Schüler der Gemeinschaftsschule dann Stationen aus anderen Themenfeldern. Da eine "Anreise" dazu dann nicht mehr erforderlich ist und dementsprechend längerfristig gearbeitet werden kann, und nicht zuletzt auch da die Schülerinnen und Schüler bereits älter und selbständiger geworden sind, kann die Bearbeitung noch freier und selbstständiger erfolgen. Voraussichtlich ab der Klasse 7 evtl. auch schon vorher können sich interessierte Schülerinnen und Schüler der Gemeinschaftsschule im Rahmen einer AG zu Science-Buddies ausbilden lassen und dann die besuchenden Grundschulkinder mit betreuen.

Rückblick:

PHÄNOMEXX IN BILLERBECK - Wie eine Idee Wirklichkeit wird -
Eine gute Idee erkennt man daran, dass sie geklaut wird. - Rudi Carell 1934 - 2006
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Im August 2012 lernte eine kleine Delegation der Gemeinschaftsschule Billerbeck im August 2012 erstmals das Schülerlabor "Phänomexx" kennen. Schnell war schnell klar: Dies ist eine Idee, die wir "klauen" müssen! Doch es dauerte noch bis zum Mai 2016, bis die Phänomexx fest in zwei Räume der Gemeinschaftsschule einziehen konnte.

DIE IDEE
Hoffnungsvoll, aber auch ein bisschen skeptisch fuhr eine Delegation, allen voran Barbara van der Wielen, Schulleiterin der Gemeinschaftsschule Billerbeck im Sommer 2012 nach Ahlen, um sich das Ganze einmal näher anzusehen. Ob die dortigen Projektinitiatoren rund um die Didaktische Leiterin Anna Weber und den pädagogischen Berater Reinhard Böhm die vollmundigen Versprechen würden einhalten können?
Die Antwort lautete: "Ja!", wie sehr schnell klar wurde. Denn in Ahlen erwarteten die Gäste neben einer freundlichen Begrüßung durch Initiatoren und Helfer vor allem knapp 30 Lernstationen zum Thema "Forschen und Entdecken". Hier konnten Schülerinnen und Schüler Experimente durchführen, Beobachtungen auswerten und mit weiteren Informationen verknüpfen. So wurden sie quasi selbst zu Forschern und Entdeckern. Das Versprechen mit den "aktivierenden Methoden" war also tatsächlich nicht zu hoch gegriffen.
Begeistert und mit vielen Ideen, wie man die Phänomexx an der seinerzeit frisch gegründeten Gemeinschaftsschule nutzen könnte, fuhr die Delegation wieder nach Hause.

DER LANGE WEG
Nach dem Konzept aus Ahlen sollen interessierte Schulen mit einzelnen Klassen jeweils für einen Vormittag nach Ahlen reisen, wo die Schülerinnen und Schüler dann an den Stationen arbeiten. Themen und Fragestellungen müssen im vorherigen Unterricht eingeführt und im nachfolgenden Unterricht dann anhand der dokumentierten Ergebnisse vom Besuchstag ausgewertet werden. Was sich für Schulen des Kreises Warendorf, und an diese wendet sich die Phänomexx Ahlen in erster Linie, als tragfähiges Konzept erwiesen hatte, stellte sich für die Gemeinschaftsschule Billerbeck schnell als undurchführbar heraus. Der Weg nach Ahlen ist einfach zu weit, Reisekosten und Zeitaufwand für regelmäßige Besuche in Ahlen erschienen unverhältnismäßig. Außerdem erforderte das billerbecker Schulkonzept eine Abstimmung der Unterrichtsthemen über Fächergrenzen hinweg. Die thematisch wechselnden Ausstellungen in Ahlen konnten daher nicht einfach durch Anpassungen der Themenreihenfolge im Fach Naturwissenschaften in den Lehrplan der Gemeinschaftsschule eingefügt werden.

BILLERBECK ALS PHÄNOMEXX DEPENDANCE
Die Lösung bestand in der Einrichtung einer Phänomexx Dependance in Billerbeck. So könnte man allen Anforderungen gerecht werden und die Lernstationen sowohl in den naturwissenschaftlichen Unterricht der Gemeinschaftsschule integrieren, als auch benachbarten Schulen Nutzung im Rahmen von "Besuchstagen" ermöglichen.
Doch eine solche Lösung konnte nicht schulintern gefunden werden. Zur Unterstützung und zur Bereitstellung der benötigten Ressourcen wurden daher Partner gesucht. Im Frühjahr 2014 fand ein erstes Gespräch mit dem Schulträger, dem Bildungsbüro des Kreises Coesfeld und dem Initiativkreis Phänomexx statt. Doch trotz allseitiger positiver und wohlwollender Absichtserklärungen sollte es noch weitere zwei Jahre dauern, bis die Phänomexx in Billerbeck endlich ihre Pforten würde öffnen können.

UN ERWARTETE HERAUSFORDERUNGEN
Bei der Konkretisierung der Planung ergeben sich einige schulorganisatorische Herausforderungen: Welche Phänomexx-Themen passen wo in unseren Unterricht? Wie organisieren wir es, dass nie zwei verschiedene Phänomexx-Themen gleichzeitig benötigt werden? Wie Müssen wir Materialien zu den Stationen überarbeiten, um den Anforderungen an unseren schulinternen Lehrplan gerecht zu werden?
Die Raumfrage stellte sich als viel kniffeliger als gedacht heraus: Für die derzeitigen Nutzer der Räume mussten angemessene Ersatzmöglichkeiten gefunden werden. Fluchtwege, Verdunkelung, Abschließbarkeit und Möblierung - all das musste geklärt, organisiert und bezahlt werden.
Überraschend leicht war hingegen die Finanzierung zu lösen, da sich mit der Gelsenwasser AG ein großzügiger Hauptsponsor fand, der die Kosten für die Anschaffung der beiden fest in Billerbeck verbleibenden Phänomexx-Stationssammlungen übernahm.

APRIL 2016 - DIE RUHE VOR DEM STURM
Endlich sind alle wesentlichen Fragen geklärt. Und so kommen die Stationen zum Thema "Elektrizität", die sich mit den Teilthemen "Forscher entdecken die Elektrizität" und "Erzeugung und Verteilung" beschäftigen und darüber hinaus eine "Stromwerkstatt" enthalten, tatsächlich nach Billerbeck.
Und Dank kollegialen Hilfe aller naturwissenschaftlichen Lehrkräfte sind die Stationen binnen weniger Tage komplett aufgebaut und eingerichtet. So auch die Station "Überlastung im Stromkreis", an der es um die Funktionsweise einer einfachen Sicherung geht.

3. MAI 2016 - OFFIZIELLE ÜBERGABE UND ERÖFFNUNG
Nach Jahren der Vorbereitung, des Planens und Entscheidens, aber auch des Wartens, Kompromisse-findens und Umplanens, war es nun endlich so weit: In Anwesenheit von Billerbecks Bürgermeisterin Marion Dirks, Schulleiterin Barbara van der Wielen und dem Vorsitzenden des Phänomexx e. V. Reinhard Böhm wird unter den Augen der örtlichen Presse das Phänomexx Schülerlabor "Elektrizität" feierlich an die die Schülerinnen und Schüler übergeben. Diese stürzen sich noch während der kleinen Feier begeistert auf die Stationen, drehen hier, stöpseln dort, beobachten und messen die Auswirkungen ihrer Aktionen. Alle Anwesenden sind begeistert vom Konzept und sehen den Erfolg der langen Vorbereitungszeit in den leuchtenden Augen der Kinder, die sich ihrerseits so gar nicht für das "offizielle Prozedere" interessieren, sondern schon fleißig die Stationen testen.