Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium
Seit dem Jahr 2000 gibt es einen städtepartnerschaftlichen Theateraustausch zwischen Gelsenkirchen und Cottbus. Theatergruppen beider Städte reisen mit ihren Stücken hin und her, sind bei Gastfamilien in Cottbus und Gelsenkirchen zu Hause und erkunden die neue Umgebung. Auf dieser Basis entwickelte sich ein internationaler Jugendaustausch, der 2010, im Kulturhauptstadtjahr Europas, in einem international besetzten Jugendtheaterfestival gipfelte - acht Gruppen aus sieben Ländern mit sechs Sprachen trafen sich eine Woche lang im Gelsenkirchener Consol-Theater. Seit dem Schuljahr 2013/14 gibt es ein partnerschaftliches Dreieck, Jugendliche vom Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium aus Gelsenkirchen, vom Sophie-Scholl-Gymnasium aus Oberhausen und aus Cottbus präsentieren in den jeweils anderen Städten ihre Produktionen. Die Cottbuser wohnen dabei bei Gastfamilien in Gelsenkirchen und Oberhausen, die beiden Gruppen aus dem Ruhrgebiet reisen jeweils im Winter zum Gegenbesuch in die Lausitz und werden ebenfalls privat untergebracht. Vor diesem Hintergrund möchten wir das Festival "InterTWINed" aus dem Kulturhauptstadtjahr, das im März 2012 bereits in Newcastle-upon-Tyne in England seine Neuauflage erfuhr, im September/Oktober 2015 in Gelsenkirchen und Oberhausen neuerlich aufleben lassen, ein Festival mit Gruppen aus England, Estland, Irland, Italien und Norwegen sowie aus Cottbus, Gelsenkirchen und Oberhausen.
Es gibt sicher eine Vielzahl guter Argumente, die ein "Theaterfestival der Jugend" begründen und tragen. Einige sollen hier kurz genannt werden: Wir schaffen Partnerschaften und stiften Freundschaften über viele Grenzen hinweg dies auch schon aus Erfahrungen in der Vergangenheit die Teilnehmerinnen und -nehmer des Festivals, seine Zuschauer und Besucher, schließlich die Schülerinnen und Schüler des Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasiums und des Sophie-Scholl-Gymnasiums lernen eine Menge über die Kulturen, Sitten, Sprachen, Menschen und Länder Europas Sprachbarrieren können durch die Ausdrucksformen des Theaters überwunden werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede können neu entdeckt werden, die Jugendlichen lernen die "third domain" im Sinne interkulturellen Lernens kennen die Jugendlichen haben die Möglichkeit, Vorurteile oder gar Stigmatisierungen zu erkennen und sich darüber auszutauschen wir wollen eine europäische Identität stiften, die das Akzeptieren regionaler Besonderheiten einschließt und: über das Medium Theater machen die jungen Menschen gemeinsame Erfahrungen und gewinnen gemeinsame Eindrücke. Sie schaffen sich eine gemeinsame Identität und Geschichte in einem vereinten Europa. Beim theaterpädagogischen Arbeiten sieht man wieder und wieder, wie schnell und nachhaltig die Jugendlichen lernen und in der Ausbildung ihrer Persönlichkeiten unterstützt werden. Im Berufsleben nicht selten zentrale Fähig- oder Fertigkeiten wie beispielsweise das freie und selbstbewusste Sprechen vor Publikum werden gleichsam spielerisch erworben.
Die etwa 120 Jugendlichen im Alter von 14 bis 19 Jahren werden sich im Rahmen des Festivals gegenseitig ihre Produktionen vorstellen und besprechen das Gesehene in durchmischten Gruppen. In denselben Gruppen werden, verteilt über das gesamte Festival, Workshops stattfinden, um einen möglichst großen Diffusionseffekt zu erreichen. In diesen Workshops, angeleitet von professionellen Künstlern aus verschiedenen europäischen Ländern, werden kreativ und thematisch Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Vorurteile von Europäern über Europäer bearbeitet. Die Ergebnisse der Workshops sollen an einem abschließenden Präsentationstag in der Gelsenkirchener und Oberhausener Öffentlichkeit gezeigt werden. Um im Ergebnis eine möglichst große Vielfarbigkeit zu erzielen, werden wir in den Workshops mit verschiedenen Theaterformen Pantomime, Tanz, Clownstheater, Objekttheater etc. arbeiten. Die Teilnehmerinnen und -nehmer des Festivals werden, soweit umsetzbar, in Gastfamilien untergebracht. Damit wollen wir die Gelsenkirchener und Oberhausener Bevölkerung integrieren und eine breitere Grundlage für Austausch und Begegnung schaffen. Vorgesehen ist weiterhin, dass das Festival nach einem hoffentlich erfolgreichen Verlauf 2017 in einer weiteren europäischen Stadt stattfinden soll. Unsere Partner kommen zu diesem Zeitpunkt, wie bereits oben benannt, aus England, Estland, Irland, Italien und Norwegen, sowie innerdeutsch aus Cottbus und Oberhausen.
Eine Rückschau für so ein komplexes Projekt wie "intertwined2015" ist aus offenkundigen Gründen nicht leicht durchzuführen, gäbe es doch zu viele Aspekte, die Berücksichtigung finden müssten. An dieser Stelle soll jedoch noch auf ein paar ausgewählte eingegangen werden:
Trotz aller Unwägbarkeiten und Herausforderungen kann man das internationale Theatertreffen als großen Erfolg verbuchen. Bis zwei Wochen vor dem Festival mussten teilnehmende Gruppen noch absagen und somit durch andere ersetzt werden. Gute Vernetzung und der Ruf des Festivals machten dies jedoch möglich. Alle logistischen Herausforderungen, wie das "Einsammeln" der Gruppen an verschiedenen Flughäfen und Bahnhöfen, waren vergessen, als es am Montag, 28.09.2015, endlich losging mit Reden, mit Stadttouren, mit Feiern, aber vor allem auch mit ausreichenden Gelegenheiten für die Teilnehmer, einander zu begegnen.
Am Dienstag ging es dann richtig los mit Workshops und den ersten Performances. Bilder und kleine Tagesrückblicke sind auf der offiziellen Homepage des Festivals, www.intertwined2015.de, zu finden.
Es würde den Rahmen sprengen, hier alle Aufführungen zu besprechen, es ist jedoch zentral zu betonen, dass sich alle auf einem sehr hohen Niveau abspielten, wenn man bedenkt, dass es sich um Jugendtheatergruppen handelte. Auch ist wichtig zu erwähnen, dass das Festival selbst eine künstlerische Entwicklung durchgemacht hat, da Theaterformen ins Programm gekommen sind, die es bei den bisherigen Ausgaben nicht gab, so z. B. Tanztheater.
Wenig genug wurde geschlafen, oft genug wurde geredet, viel zu bald kam mit dem Samstag der Abschluss des Festivals.
Müde, begeisterte Menschen blieben zurück im Ruhrgebiet. Müde, begeisterte Menschen machten sich auf die Reise in die jeweiligen Heimatstädte, die auch mal gerne über 20 Stunden Busfahrt bedeutete.
Mit einer systematischen Auswertung des Festivals durch die Veranstalter und Gruppenleiter und einer sentimentalen Begeisterung auf Seiten aller Teilnehmer ist die Zukunft dieses Treffens gesichert und intertwined2017 steht nichts im Wege... oder?