"Ein Treffen der Generationen für einen Volltreffer im Beruf"

Ansprechpartner:

Frau Lobinski

Institution:

Theodor-Heuss-Schule

  • Vitusstr.9
    45699 Herten

Beschreibung und Ziele:

Eine Wertevermittlung knüpft eng an die heute im Berufsleben geforderten Schlüsselkompetenzen an. Wer kann Werte auf eine direkt erfahrbare Art und Weise besser vermitteln als Senioren? Ist das wirklich so? Bei dem Treffen der Generationen fließen diese Kompetenzen wie selbstverständlich in den Prozess ein ohne dabei langweilig und aufgesetzt zu erscheinen, da im Vorfeld und in der Nachbereitung interaktive Übungen den Schülern ein ungeahnt spannendes Feld zu diesem Thema eröffnet. In der Begegnung werden die jungen Menschen für ihre eigenen Fragestellungen zur Berufswahl sensibilisiert und dabei sicherer bei ihren Bewegungen in der Berufsorientierung, um tatsächlich "einen Volltreffer im Beruf" zu landen. Das Projekt von und mit der Gruppe "Bildung-aller-Sinne" bringt Schülerinnen und Schüler gezielt im Rahmen ihrer Berufswahlorientierung und Senioren verschiedener Institutionen vor Ort zusammen und schafft nicht nur neue Kooperationsformen zwischen ihnen, sondern auch neue Lern- und Lehrräume. Beide Zielgruppen bringen ihre Kompetenzen ein und können mit Hilfe der Kompetenzen der jeweils anderen, ihre Defizite abbauen und Qualitäten ausbauen, die jungen Menschen können ihre beruflichen Kompetenzen weiter ausbilden. Projektstandort soll der soziale Nahraum sein, in dem beide Zielgruppen ihre alltäglichen Außenbeziehungen gestalten. Methoden aus dem Theater, der gestaltenden Kunst, dem Tanz, dem Gesang und dem Musizieren werden bei der Durchführung genutzt. Das theaterpädagogische Arbeiten orientiert sich an dem Konzept Augusto Boals: Das ursprünglich als politisches Instrument entwickelte "Theater der Unterdrückten" wurde in den letzten Jahren durch introspektive Techniken um den psychosozialen Bereich erweitert. Mit dem Projekt wird das Thema der Berufsfindung sowohl in seiner gesellschaftlichen, als auch der persönlichen Bedeutung bearbeitet und bekommt über evtl. Unterrichtsinhalte hinaus einen konkreten Charakter für den Einzelnen: Das Rollenverständnis hinsichtlich generationsübergreifender Themen findet nicht nur abstrakt außerhalb des eigenen Bezugsrahmens statt, sondern betrifft die SchülerInnen und Senioren jeden Tag neu im eigenen Erlebnisfeld. Bewegungsübungen und das Verkörpern innerer Bilder im Statuentheater lassen Vertrauen in sich und das Gegenüber wachsen und führen behutsam in den theaterpädagogisch themenbezogenen Prozess ein. Im Verlauf des Prozesses wird das Thema aus der Betroffenheit der Teilnehmer heraus szenisch weiter erarbeitet. Somit erschließt sich das Thema "Wie sehe ich die Jungen? Wie sehe ich die Alten? nicht nur auf der kognitiven Ebene, sondern auch auf der körperlichen: das Denken und das Körpererleben werden miteinander verknüpft. Ob Träume, Tragödien, chaotische Umstände oder gemächlich dahin fließende Ereignisse, es werden gemeinsam Geschichten und Anekdoten gesammelt und in kleinen Szenen in und mit der Gruppe nachgespielt. Aus den Alltagsdramen werden erinnerungswerte Geschenke und Geschichten des Lebens zum Leben erweckt. Insbesondere werden Beziehungen zwischen Menschen thematisiert, ihre Interkulturalität, ihren Motivationen und Entscheidungen an wichtigen Wendepunkten des Lebens gemeinsam reflektiert und damit die Erfahrung einzelner gewürdigt. Das theatrale Spiel eröffnet hierbei Möglichkeiten zur Reflexionen des Werdegangs und der eigenen und insbesondere beruflichen Identität. Eine größere Klarheit über eigene Befindlichkeiten schafft Raum für weitergehende Gespräche und Begegnungen. Grundlage sind hier die in jedem Pflegekonzept vorgesehenen ATLs, bzw. AEDLs, die die Grundbedürfnisse des Menschen ins Auge fassen und worüber sich sowohl Jung als auch Alt erkennen und wiederfinden und für junge Menschen, die sich bei ihrer Berufswahlorientierung für Pflegeberufe interessieren eine Grundlage für ein vertiefendes Verständnis des Berufsbildes. Universale Themen wie Sinnfindung im Leben, Freizeitgestaltung und soziale Kontakte sprechen über die persönliche Ebene hinaus kollektive Erfahrungen aller anderen Anwesenden an und bringen ein Verstehen und Verständnis, Vertrauen und Verbundenheit der Teilnehmer untereinander zum Ausdruck. Während des Prozesses werden die Jugendlichen nicht nur auf ihrenbevorstehenden beruflichen Kontext vorbereitet sonder im Rahmen ihrer eigenen "Lebensplanung" an das Thema des "Miteinanders" in die Begegnung mit Senioren geführt. Eine gemeinsame Abschlusspräsentation aus Theater, Gesang und Tanz lässt die Öffentlichkeit am gewachsenen Miteinander teilnehmen und verbindliche Begegnung auch über den offiziellen Projektrahmen hinaus wachsen.

Ziel ist es die eigenen und fremden Ressourcen zu erkennen und zu stärken, und scheinbare Defizite "des unbekannten Anderen" in Stärken zu verwandeln, wie z.B. Senioren mit Unterstützung der Jugendlichen die Berührungsängste vor den neuen Medien wie dem Internet zu nehmen und den Jungen über den gemeinsamen Austausch und die Begegnung mit den Älteren Orientierungsmöglichkeiten für die eigene Lebensgestaltung und Berufswahl zu vermitteln mit besonderem Blick auf Wertevermittlung. Der Einzelne wird in seiner Wahrnehmung geschult, Strukturen und Mechanismen, die Begegnung fördern und auch verhindern können zu erkennen. Mit einem frühen Erkennen von Bedingungen, die ausgrenzende Situationen begünstigen, werden die TeilnehmerInnen zu Toleranz und Interesse gegenüber dem anderen herangeführt. Jüngere und Ältere lernen gemeinsam, aktiv auch fremde Situationen beeinflussen zu können, ohne Ignoranz und Ablehnung herbeizuführen. Ziel des Projektes ist auch das Erwerben einer Handlungskompetenz, die Jüngere und Ältere darin unterstützt aus der eigenen Passivität herauszutreten und zu einem handlungsfähigen Akteur zu werden. Neues Verhalten übt er im Rollenspiel und erprobt es für den Alltag. Innere Prozesse werden im szenischen Aufbau äußerlich sichtbar und werden somit nicht nur für den Akteur, sondern auch für die anderen Interaktionspartner transparent - eine ergänzende Kommunikationsplattform wird für alle Beteiligten nachvollziehbar geschaffen. Gleichzeitig wirkt das Projekt gemeinschaftsstiftend auf die entstehende Gruppe und darüber hinaus: Das gemeinsame Erleben die Fremdheit des anderen in Begegnung verwandelt zu haben, stärkt das Bewusstsein für den anderen in der Gruppe und somit die Verantwortung für die Gemeinschaft. Die Ziele des Projektes sind demnach vielfältig: - Stärkung der beruflichen Kompetenz über eine Wertevermittlung, für den Beruf wichtigen Schlüsselkompetenzen/Berufswahlorientierung der SchülerInnen - Vermittlung der für Pflegeberufe wesentlichen "AEDLs" - Schulung der Selbst- und Fremdwahrnehmung - Soziales Kompetenztraining, Entwicklung von Zivilcourage - Stärkung des Gemeinschaftserlebens in der Gruppe und im regionalen Raum

Wie wurden die Kinder in das Projekt eingebunden?

Die Jugendlichen sind in Form interaktiver Prozesse an dem Projekt beteiligt: In jeder Phase, sowohl bei den einführenden Körperübungen, beim Statuentheater, als auch beim szenischen Aufbau ist die ganze Gruppe in den Prozess mit einbezogen. Zur Durchführung des Projektes wird die Gruppe geteilt. Phasenweise werden die beiden Gruppen zusammengeführt, ihre erarbeiteten Inhalte vorzustellen und gemeinsam zu reflektieren. Reflexionsrunden werden wiederholt in den Kleingruppen durchgeführt, den Erkenntnisprozess zu vertiefen. Tanz, Gesang und szenisches Spiel soll eine gemeinsame Stückproduktion aus der Lebenswelt der TeilnehmerInnen abrunden.

Rückblick:

Wie schon im Vorjahr trafen sich auch in diesem Jahr wieder Jugendliche der Theodor-Heuss-Schule mit Senioren und Seniorinnen des Caritas-Zentrums "Franz von Assisi". Zwölf Jugendliche zwischen 13 und 15 Jahren besuchten die Einrichtung, um mit den Bewohnern ins Gespräch zu kommen und um den Alltag in einem Pflegezentrum kennenzulernen. Angeleitet wurden sie dabei von Frau Petra Lemke, diplomierte Sozialwissenschaftlerin und Kunsttherapeutin, und Herrn Mike Becker, Dozent und examinierter Gesundheits- und Krankenpfleger, die durch die dreitägige Veranstaltung führten.

Das Treffen der Generationen verlief vom ersten Moment an sehr herzlich. Beide Seiten zeigten ein großes Interesse aneinander und es entstand sehr schnell ein Gefühl der Verbundenheit, das sich in intensiven Gesprächen, Hilfsbereitschaft und gemeinsamen Aktionen äußerte. Es wurde gespielt, gemeinsam gemalt und gesungen und auch eine kleine Theaterszene entwickelt.

In der sehr angenehmen Atmosphäre, geprägt von gegenseitiger Wertschätzung, entwickelten die Jugendlichen sehr schnell ein Verantwortungsgefühl für "ihren Bewohner" und dessen Bedürfnisse. Interesse weckten auch die Berichte von früher, aus der Kinder- und Jugendzeit der heutigen Senioren. Schilderungen aus Kriegszeiten, über Flucht und Verlust sowie über frühere Erziehungsmethoden und generelle Einstellungen gegenüber Kindern wurden gespannt verfolgt.

Positiv beeinflusst wurde dieses Klima auch durch die offene Haltung des Hauses, das den Jugendlichen ermöglichte sich frei im Wohnheim zu bewegen, die Bewohner auf ihre Wohnetagen zu begleiten und sie nachmittags zu besuchen.

Aktiv begleitet wurden die Jugendlichen durch die Mitarbeiter des Sozialen Dienstes, die viel über das Leben und die Freizeitgestaltung im Pflegezentrum berichten konnten. Auch eine kleine Bowling-Runde auf der hauseigenen Bowlingbahn wurde spontan ins Programm mit aufgenommen.

Wir freuen uns, dass dieses Projekt wieder gefördert wurde, da wir die Begegnung zwischen Jung und Alt als Bereicherung für die Jugendlichen empfinden. Auch gilt unser Dank dem Caritas-Zentrum "Franz von Assisi", das jetzt bereits seit mehreren Jahren intensiv, auch im Rahmen weiterer Projekte, mit unserer Schule zusammenarbeitet.