Waldtage

Ansprechpartner:

Herr Boecker

Institution:

Maximilian-Kolbe-Schule

  • Mauritiusplatz 6
    59394 Nordkirchen

Beschreibung und Ziele:

Die "Waldtage" sind inhaltlich auf eine Schülergruppe ausgerichtet, die in den letzten Jahren im Rahmen unserer Schulform immer größer wird und besonderer Antworten/Angebote seitens der Schule bedarf: es sind Schüler/-innen mit besonders herausforderndem Verhalten, die z.T. eine Schullaufbahn aufweisen, die durch häufige Wechsel sowohl des Wohnortes als auch der Form der Beschulung gekennzeichnet ist. Diese Schülergruppe hat große Schwierigkeiten im Rahmen einer Klassengemeinschaft entsprechend ihren Bedürfnissen gefördert zu werden, wobei sie Verhaltensweisen aufzeigen, die von totaler Verweigerung bis hin zu physischer Aggression reichen. Die übliche Reaktion darauf ist Sanktion bis hin zum Schulausschluss, sodass sich bei den Schülern ein negativ besetztes Bild von Schule immer weiter manifestiert. Dieses soll im Rahmen der Waldtage möglichst positiviert werden, indem die gen. Schülergruppe, schulische Inhalte nach und nach positiv verknüpfen kann. Dieses wiederum wird erreciht, indem die Rahmenbedingungen, die die gen. Schüler/-innen ansonsten über Stundenplan und feste Räumlichkeit als sehr einengend empfinden, geöffnet werden. Hierzu steht uns ein Waldstück am Rande der Gemeinde Nordkirchen zur Verfügung, dass wir im Sinne unserer Intention nutzen können. Inhaltlich werden Angebote gemacht, die sich an grundlegenden Erkenntnissen und Prinzipien der Erlebnispädagogik ausrichten: -Prinzip der Entschleunigung, zeitlicher und räumlicher Druck werden ersetzt durch offene Angebote räumliche Eingeengtheit wird aufgelöst. -Prinzip der Freiwilligkeit, Angebote können -müssen aber nicht- wahrgenommen werden. -Prinzip der intrinsischen Motivation, die Motivation geht vom Inhalt/Angebot aus. -Vier-Augen-Prinzip, jeder achtet auf den Anderen im Sinne größtmöglicher Sicherheit. -Stopp-Regel, wichtig in Gefahrensituationen alles ruht, bei STOPP-Ruf. -Prinzip der individuellen Förderung innerhalb einer Gruppe, in den jeweiligen Angeboten wird auf die persönliche Befindlichkeit geachtet. -Prinzip der Verhaltensreflektion, dies geschieht sowohl in regelmäßigen Reflektionsrunden als auch in Einzelgesprächen bzw. -rückmeldungen. Inhaltliche Angebote ergeben sich aus dem weiten Feld elrbnispädagogischen Handelns wie mobile Seilaufbauten, slacklinen, Klettern, landart etc. Da wir uns im Wald befinden, gilt es, den Wald als Räumlichkeit zu verstehen, der geachtet und wertgeschätzt werden muss, sodass sich Angebote aus dem forstwirtschaftlichen wie holzbearbeitendem Bereich ergeben. Zudem müssen zwei Bauwagen und eine Feuerstelle, die auch als Kochstelle dient, betrieben werden. Die Gruppe umfasst sechs Schüler/-innen, die von zwei Lehrern gefördert werden. Desweiteren werden sie von einem Integrationshelfer unterstützt. Zudem wird die Gruppe von einem Hund begleitet -im Sinne tiergetützter Pädagogik-, dessen Tagesbetreuung jeweils ein Schüler der Gruppe im Wechsel übernimmt. Das Angebot findet zunächst an 2 - 3 Schultagen -Ganztagsschule- pro Woche bezogen auf ein gesamtes Schuljahr statt.

Die Schüler/-innen sollen Schule/Lernen möglichst wieder positiv besetzen, um sich so besser in soziale Gruppen auch in Hinsicht auf späteres Leben und Arbeiten einzugliedern. Dieses soll erreicht werden, indem das persönliche Selbstwertgefühl so gestärkt wird, dass die Schüler ihr persönliches wie soziales Umfeld als unterstützend und aufnehmend und nicht abwehrend und ausgliedernd empfinden. Dabei ist es uns sehr bedeutsam, den Einzelnen bedarfsorientiert nach den Prinzipien der Ganzheitlichkeit und weitreichenden Selbstorganisation zu fördern. Wichtig ist des Weiteren die Reflektion und Einordnung des eigenen Verhaltens, um entsprechend alternative Handlungsstrategien zu entwickeln.

Wie wurden die Kinder in das Projekt eingebunden?

Sobald entsprechende Kompetenzen -so sie noch nicht vorhanden sind- aufgebaut wurden, übernehmen die Schüler/-innen weitgehende Bereiche des Tagesgeschehens in Selbstverwaltung, wie z.B. das Betreiben einer Feuerstelle inkl. Holz haken und einlagern, denn ohne Feuer keine Wärme und kein warmes Essen, Essensauswahl, -einkauf, -zubereitung, das Wahrnehmen bzw. Ausarbeiten von Angeboten, die Begleitung und Betreuung des Hundes die Organisation des Lagerplatzes bzgl Herrichten bei der Ankunft, Aufräumen vor dem Verlassen.

Rückblick:

Ein Rückblick auf die letzten Monate, in denen das Projekt `Waldtage` sich schulisch immer mehr etablierte, lässt sich am besten mit dem Verb wachsen treffend in Verbindung bringen.
Die teilnehmenden Schüler, die z.T. eine sehr wechselhafte Schulkarriere hinter sich haben, sind in vielen Bereichen an sich selbst gewachsen. Einige von ihnen standen aufgrund ihres stark herausfordernden Verhaltens kurz vor einer Ausschulung und verknüpften mit Schule nur noch Druck und Abwehr. Über das Waldprojekt konnte dieses negativ besetzte Bild positiviert werden, indem räumlicher, inhaltlicher und erzieherischer Druck in weiten Teilen durch eigenmotiviertes bzw. selbstinitiiertes Handeln zu einer positiv besetzten Eigenmotivation führten. Den Schülern waren die konsequent angewandten Prinzipien der Entschleunigung und Freiwilligkeit zunächst fremd bis hin zu suspekt, mittlerweile aber sind alle entsprechend ihrer Möglichkeiten in der Lage, selbst gesteckte Ziele zu verfolgen und Aufgabenbereiche abzudecken, die sowohl dem Zusammenleben der Gruppe als auch dem Einzelnen zuträglich sind als da wären Holz sammeln, sägen, stapeln, das Feuer zünden und in Gang halten, für die Guppe einzukaufen und das Essen zuzubereiten, einen warmen Saftpunsch anzubieten. Dabei unterscheidet sich der Alltag im Wald abgesehen von Anfangs- und Endzeit absolut von einem normalen Schulalltag. Es gibt keine räumliche Begrenzung, im Mittelpunkt stehen häufig körperliche Tätigkeiten bzw. erlebnispädagogische Angebote, die Zeit muss selbst gefüllt werden, Inhalte müssen selbst eingebracht, geplant und umgesetzt werden, die Lehrer geben nicht vor sondern stehen zur Seite usw. Wichtige Basispunkte der Arbeit im Wald sind die Förderung des Selbstwertes und des Selbstvertrauens, die grundlegend sind für eine gelungene Sozialisation. Deshalb stehen häufig Aktivitäten im Angebot, die erlebnispädagogischer Natur sind wie mobile Seilaufbauten, konkurrenzlose Interaktionsspiele, Baumklettern etc. Hierüber konnten unsere Schüler in ihrer Persönlichkeit wachsen, sodass eine Vermittlung in einen Arbeitsplatz auf dem ersten Arbeitsmarkt für einige keine Utopie mehr ist, denn sie sind zunehmend dazu befähigt, ihr eigenes Handeln und das damit in Zusammenhang stehende Verhalten zu hinterfragen, um entsprechend situationsadäquat zu reagieren.
Daraus wiederum erwuchs ein immer größer werdendes Gefühl der Gruppenzusammengehörigkeit. Während zu Beginn des Projektes 6 Einzelgänger aufeinander trafen, wird jetzt vieles gemeinsam entschieden und entsprechend umgesetzt. Die Schüler bieten sich untereinander Hilfen an oder fordern sich gegenseitig zum gemeinsamen Handeln und Arbeiten auf. Dazu beigetragen haben auch projekthaft orientierte Angebote wie eine mehrtägige Eselwanderung durch`s Münsterland, eine Saftaktion, während derer Streuobst gesammelt wurde, das im Anschluss zu Saft verpresst wurde, die gemeinsame Restaurierung unserer Bauwagen, ein Tag im Hochseilgarten usw.
Gewachsen ist nicht zu letzt unser mediales Angebot. Gestartet sind wir mit einer Bollerkarre, einer mobilen Feuerstelle und einem Tarp Zeltplane. Mittlerweile verfügen wir über 2 Bauwagen, die von der Gruppe in Teilen restauriert wurden, wobei einer als Aufenhalts- und Arbeitsraum dient, während der andere als Raum für Materialien genutzt wird , 2 Tarps zur Verspannung vor den Bauwagen oder im Wald, eine Außenfeuerstelle, eine Innenfeuerstelle, unterschiedlichste erlebnispädagogische Materialien zum Baumklettern, für mobile Seilaufbauten, Gruppenspiele etc., einen mobilen Holz-Backofen zum Abbacken von Brot, Brötchen oder Pizza, viele Holzwerkzeuge und selbst Geschaffenes aus Holz und Stein.
Ganz wichtig für die Gruppe ist unser Begleithund Robin, der immer eines sog. Hundeführers bedarf, der sich am jeweiligen Tag für ihn verantwortlich zeigt. Verantwortung für sich und andere zu übernehmen will gelernt sein und lässt sich auf diese Weise gut vermitteln. Inwieweit die bisher aufgebauten Fähigkeiten bzw. das sich ändernde Bild von Schule übertragen werden können, wird sich in Zukunft mehr und mehr zeigen müssen, denn dieses bedarf sicherlich eines längeren Zeitraums der Beobachtung.
In Planung ist für die nähere Zukunft eine Erweiterung des Projekts insofern daraus eine Klasse entstehen soll, die sich nicht nur wie die jetzige Gruppe an 2 Tagen zusammenfindet sondern als eigenständige Gruppe in den Klassenreigen unser Schule etabliert werden soll.