Pirateninsel - die neue Schule wird ein Zuhause

Ansprechpartner:

Frau Brokate

Institution:

Städtisches Gymnasium Petershagen

  • Hauptstraße 15
    32469 Petershagen

Beschreibung und Ziele:

Mit dem hier vorgestellten Projekt möchten wir ein Areal von ca. 200 qm in unmittelbarer Nähe zum Unterrichtstrakt der Unterstufe J5 u. 6 gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern des fünften Jahrgangs neu gestalten, das seit einigen Jahren ein tristes Schattendasein fristet. Ursprünglich war dieser Bereich mit Holzhäcksel angehäuft, inzwischen fungiert die abgrenzende Betonkante eher als Stolperfalle und die verbliebene rohe Erde wird in die Unterrichtsräume getreten. Nur ein verbliebener Findling ragt aus der Fläche. Hier sammeln sich gerne Schülergruppen, der "Berg" wird verteidigt oder erobert. Beobachtungen und Gespräche mit den SuS der Jahrgänge 5 und 6 ergeben einen eindeutigen Bedarf: Die Jungen und Mädchen möchten einen Bereich, der vorrangig der Unterstufe zusteht und ihren Drang nach Bewegung mit Aufenthalts- und Kommunikationsqualitäten verbindet. Zudem sollen einige Bereiche mehr begrünt, also eine etwas intimere Rückzugszone angelegt werden. Unser anstehendes Projekt ist im Kontext einer mittelfristig angelegten Umgestaltung des Schulareals zu sehen. Seit 2009 arbeiten wir am Gymnasium Petershagen in unterschiedlichen Gruppierungen an der Gestaltung des Außengeländes. Zwar haben wir als Schule im ländlichen Raum einen vergleichsweise großen Schulhof, doch war dieser lange Zeit eher ein zugepflasterter Verkehrsraum, geprägt durch den Charme der 70ger Jahre Betonsteine, in unterschiedlichen Bauphasen entstandenen zufälligen Ausformungen und ohne besondere Aufenthaltsqualitäten. Da uns von Seiten des Schulträgers, der Stadt Petershagen, zwar einiges Wohlwollen entgegen gebracht wird, jedoch keine Mittel zur Verfügung gestellt werden können Petershagen befindet sich in der Haushaltssicherung, konzipieren wir jeweils einzelne Teilbereiche, die wir als eigenständige Inseln umsetzten. Unser bisher größtes Projekt konnten wir teilweise mit der Förderung des Gelsenwasser Generationenprojektes 2010 verwirkliche: Ein Grünes Klassenzimmer als Oase zwischen staudenbepflanzten Dünen, in dem sich Schüler/innen wie Lehrer/innen gleichermaßen aufhalten können.

In der nächsten Projektwoche, die im September 2015 stattfindet, möchten wir mit den Schülerinnen und Schülern des dann gerade neu eingeführten fünften Jahrgangs und interessierten Jugendlichen eines höheren Jahrgangs wir planen eine Zusammenarbeit mit der J9, da auch die Klassenpaten aus dieser Jahrgangsstufe kommen eine Pirateninsel vor dem Unterrichtstrakt der Unterstufe bauen. Gedacht ist an ein Holzdeck mit unterschiedlichen Ebenen, das sowohl zum Erklimmen und Erobern wie zum Sitzen auf den Stufen einlädt. Wir werden dabei auf die bereits bewährten Materialien Eichenplanken und -bohlen zurückgreifen, aus denen wir das Deck zimmern wollen. Auch den Findling möchten wir einbeziehen, eine Kombination, die schon im Grünen Klassenzimmer umgesetzt wurde und damit zum verbindenden Gestaltungsmerkmal wird. In der umgebenden Bepflanzung können wir auf die kompetente Beratung und die Unterstützung eines ortsansässigen Landschaftsbauers aus der Elternschaft bauen. Bei der handwerklichen Umsetzung leitet ein ausgebildeter Tischler aus dem Kollegium die Schülergruppe an. Wir verfolgen damit jedoch nicht ausschließlich die Gestaltung bzw. Fertigstellung eines neuen Außenbereichs. Vielmehr liegt der Schwerpunkt unseres Konzeptes in der Durchführung des Projektes selbst: Das unmittelbare Tun, das Miteinander von Schülern unterschiedlicher Altersgruppen sowie einiger Lehrerinnen und Lehrer entspricht auch unserer Schulphilosophie: GP steht nicht nur für Gymnasium Petershagen, sondern auch für Gemeinschaft leben - Persönlichkeit entfalten. Dem Bild des Gymnasiums als Stätte des ausschließlich kognitiven Wirkens will dieses Projekt einen Ansatz entgegenstellen, der kreative handwerkliche Kompetenzen in den Mittelpunkt stellt. Gerade in unserem ländlichen Umfeld verfügen viele Kinder von Haus aus über handwerkliche Erfahrungen, die sie hier zeigen und einbringen können. So bestärken wir sie und geben ihnen Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten. Die Unsicherheit, ob sie den Herausforderungen und Erwartungen der neuen Schule gewachsen seien werden, wird so gemildert. Mit der Wahl ökologisch unbedenklicher, regionaler Werkstoffe und der Bepflanzung eines Bereiches und dessen späterer Pflege dafür ist bereits ein Beetedienst in J6 etabliert möchten wir die SuS auch für die Grundsätze der Nachhaltigkeit sensibilisieren.

Wie wurden die Kinder in das Projekt eingebunden?

Zu unserem Schulprogramm gehört es, die SuS aller Altersgruppen außerunterrichtlich in die Pflege und Instandhaltung der Schule einzubeziehen. Wir haben beobachtet, dass dadurch ein hoher Grad an Identifikation mit dem Schulareal entsteht und die SuS achtsamer mit ihrer Umgebung umgehen. Vandalismus kommt bei uns nur in geringem Maße vor. An diese Erfahrung möchten wir nun auch gemeinsam mit dem neuen Jahrgang 5 anknüpfen. Wie bei allen bisherigen Gestaltungsprojekten werden wir gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern an der Planung und Umsetzung arbeiten. Welche Konstruktion ist geeignet? Welche Materialien werden benötigt? Mit welchem Arbeitsschritt müssen wir beginnen? Auch: welche Pflanzen eignen sich für diesen Standort? Gleichzeitig erhoffen wir uns durch die intensive Zusammenarbeit mit den SuS des höheren Jahrgangs eine frühzeitige Integration der jungen Kinder in die Schulgemeinschaft. Sie knüpfen persönliche Kontakte, finden Ansprechpartner und überwinden schneller Ängste und Bedenken, die sie nun als die Kleinen in einem unüberschaubar großen Schulwesen mit derzeit knapp 1000 SuS bedrücken. Ihre Klassenpaten aus der Jahrgangsstufe 9, die sie ansonsten nur am Kennenlerntag oder in Klassenlehrestunden und Pausen begleiten, stehen ihnen nun an mehreren Tagen zur Seite. Neben der Kooperation mit älteren Jugendlichen ergeben sich in der Projektwoche für die Kinder der Jahrgangsstufe selbst unterschiedliche Gelegenheiten zur Kontaktaufnahme: Immerhin gehören zu unserem Einzugsgebiet mehr als zehn Grundschulen in einem Radius von etwa vierzig Kilometern. Ihr tatkräftiger Einsatz und ihr Engagement für einen eigenen Bereich soll zudem die Identifikation mit der neuen Schule befördern. Dies wird ihre Insel, die ihnen in den Pausen einen sicheren Stützpunkt bietet, auf die sie aber auch achten und mit der sie sorgsam umgehen müssen, damit sie nicht durch allzu rohen Umgang untergeht…

Rückblick:

Vorweg: Ganz fertig sind wir mit unserer Pirateninsel noch nicht, doch haben wir in unserer Projektwoche viel geschafft!
Zunächst einmal wurde im Rahmen einer Teilgruppe des neu im August an unserer Schule gestarteten fünften Jahrgangs das Gelände begutachtet: Nicht so toll und direkt vor dem Eingang des eigenen Unterrichttraktes auch wenig einladend, da waren sich schnell alle einig. Nachdem das Areal dann zusammen mit einer Kunstlehrerin vermessen wurde, ging es an das Sammeln und zeichnerische Erfassen von Ideen. Manches musste als zu teuer oder schwierig in der Umsetzung verworfen werden. Aus der Besprechung der Ergebnisse konnte aber ein machbarer Entwurf erarbeitet werden.
Unsere ursprüngliche Idee, den Bau der Pirateninsel zusammen mit den Paten der fünften Klassen anzugehen, konnten wir leider nicht verwirklichen, da viele von ihnen in der Projektwoche anderweitig eingebunden waren. Es fand sich aber schnell eine Gruppe Schülerinnen und Schüler des neunten Jahrgangs, mit denen wir im Team arbeiteten. Konnten die jüngeren Kinder bei manchen Arbeiten ein Schotterbett anlegen, schwerer Platten und Hölzer heran tragen nur zuschauen, gab es aber auch viele Gelegenheiten des gemeinsamen Zupackens. Am Ende waren wir eine komplette Arbeitswoche beschäftigt und das Ergebnis kann sich schon sehen lassen! Was jetzt noch fehlt, sind die Pflanzen, die wir in Absprache mit dem Stadtgärtner im Herbst setzen wollen. Da sich aber für einen entsprechenden Neigungskurs, der im Anschluss an die Projektwoche beginnen wird, mehr als zwanzig Schülerinnen und Schüler entschieden haben, gibt es keine Bedenken, dass wir auch diese Aufgabe noch schaffen! Schon während der Arbeit machten sich einige Fünfer auf die Suche nach weiteren Bereichen auf dem Schulgelände, die es noch umzugestalten gilt - vielleicht ein Zeichen dafür, dass sie in "ihrer" Schule gut angekommen sind.