Grundschule Eidinghausen
Grundlegend für unser Projekt "Förderung der Lesekompetenz" ist die Überzeugung, dass die Lesekompetenz eine Schlüsselqualifikation zur Bildung darstellt. Wer Lesen kann, gerne liest und zudem versteht was er liest, kann sich Zugang zu Informationen verschaffen, sich Möglichkeiten der Kommunikation eröffnen, aber auch eintauchen in andere Welten. Wem es gelingt, eine hohe Lesekompetenz zu entwickeln, der hat es im Schulleben wie auch im Alltag leichter. Folglich gilt es, der Entwicklung von Lesemotivation und Lesefreude in der Schule besondere Beachtung zu schenken. Diese Forderungen praktisch umzusetzen war unser Ziel, als wir das Konzept für unser Projekt erstellt haben. Dem Teilvorhaben, den Kindern Lust auf das Lesen zu machen und eine motivationale Basis des Lesens zu schaffen, folgte schon bald die Frage: Was brauchen wir, um im Zeitalter der elektronischen Medien möglichst viele Kinder für das stille Lesen und den Spaß am Lesen zu gewinnen? Die sinngemäße Antwort Richard Bambergers darauf: Man gebe den Kindern die Freiheit, sich ihre Lektüre selbst auszusuchen, halte möglichst viele spannende Mädchen- und Jungenbücher bereit, vermeide eine allzu frühe Beschäftigung mit textanalytischen Verfahren, lasse die Kinder zu Hause und in der Schule so viel wie möglich lesen und rahme das ganze mit verbindlichen Vorgaben ein. Dann wird man sehen, welche Fortschritte im Lesen sich wie von selbst einstellen und wie das zunächst Mühsame immer mehr Spaß macht, denn: Lesen lernt man nur durch Lesen! Genau diesen Weg wollen wir im Rahmen unseres Projektes zum Steigerung der Lesemotivation beschreiten. Dazu haben wir folgende konkrete Maßnahmen zur Leseförderung und der damit verbundenen nachhaltigen Verbesserung der Lesekomptenz beschlossen: Im Rahmen der Förderung von Lesemotivation und Leseinteresse werden unter anderem freie Lesezeiten etabliert sowie Besuche öffentlicher Bibliotheken angeregt. Regelmäßiges Vorlesen wird kombiniert mit Buchvorstellungen und anderen Verfahren, die das eigene Lesen der Schüler und Schülerinnen dokumentieren. Zur Lesezeit: Als eine wichtige Möglichkeit der Leseförderung und der Förderung des genießenden, interessengeleiteten Lesens wurde in unserer Schule die Einrichtung freier Lesezeiten in Form einer regelmäßigen Lesestunde festgeschrieben, um so den Aufbau und die Förderung von Lesemotivation und Leseinteressen zu unterstützen. Jede Woche vertiefen sich die Kinder in einer festgelegten Lesestunde in einer gemütlich gestalteten Atmosphäre mit Lesenischen, Decken und mitgebrachten Kissen individuell in Büchern ihrer persönlichen Wahl. Sie lesen nach ihren Interessen und in ihrem Tempo den Lesestoff, den sie sich ausgesucht haben. Verbindlich ist dabei, dass die Kinder ihr eigenes Lesen auf unterschiedliche Art und Weise dokumentieren, wie zum Bespiel in Lesetagebüchern, durch das Festhalten von Lesezeiten in Leseverträgen oder den wachsenden Bücherwurm "Willi Wurm". Da sich die Kinder je nach Alter und Geschlecht erheblich in ihrer Leseerfahrung, ihrer Lesekompetenz und ihren Lesevorlieben unterscheiden, wollen wir ein breites Leseangebot bereithalten. Damit Bücher und Zeitschriften den Kindern jederzeit zugänglich sind, ist es zudem von großem Vorteil, wenn sämtliche Klassen ihre eigene Klassenbücherei besitzen. Bereits jetzt verfügt jede Klasse über einen überschaubaren Bestand an Büchern, welcher allerdings ausnahmslos aus dem Privatbesitz der jeweiligen Klassenlehrkraft stammt. Zudem berücksichtigt das bisherige Leseangebot keinesfalls die vielfältigen Leseinteressen und Lesefähigkeiten der Kinder. Da Lesebegeisterung und Leseangebot sehr eng miteinander verknüpft sind, soll durch eine gezielte Erweiterung der Klassenbüchereien künftig sowohl den Lesevorlieben von Jungen und Mädchen, als auch den verschiedenen Lesefähigkeiten und Vorlieben für bestimmte Themen und Textgattungen Rechnung getragen werden. In die Klassenbüchereien der ersten Klassen und unsere Inklusionsklasse des Jahrgangs 2 wollen wir spezielle Bücher und Texte mit der Silbenmethode aufnehmen. Es wäre allerdings ein zu einfaches Verständnis von Lesemotivation, wenn wir davon ausgehen würden, dass die Bereitstellung interessanter Leseangebote allein zwangsläufig dazu führt, die Leselust aller Kinder entflammen zu lassen. So haben wir in der Vergangenheit immer wieder die Beobachtung machen können, dass insbesondere schwache Leser und solche Kinder, denen die familiäre Leseförderung fehlt und die noch keine gewohnheitsmäßige Lesehaltung aufbauen konnten, oft nur schwer zum Lesen zu motivieren sind. Ein besonderes Anliegen ist es deshalb für uns, insbesondere Kindern, deren Leselernprozess verzögert verläuft, Kindern mit Migrationshintergrund und Schülerinnen und Schülern aus sozial schwachem Milieu Erfolgserlebnisse zu vermitteln und ihnen das Gefühl zu vermitteln, dass sich lesen lohnt. In diesem Sinne wollen wir in unsere Lesezeit auch besondere Leseangebote aufnehmen, wie z.B. die Lesereihe "Erst ich ein Stück, dann du" oder eine Auswahl an kindgerechten Hörbüchern. Mit dem Einsatz der Hörbücher verfolgen wir das Ziel, durch das Hören den Schritt auch in solche Bücher zu wagen, an die sich schwache Leser möglicherweise sonst nicht herantrauen würden. Das Hörbuch bietet sich auch an, um die Leseflüssigkeit bei schwachen und schwächsten Schülerinnen und Schülern zu trainieren, indem sie simultan einen Text lesen und ihn als Hörbuch hören. Sie können in der Regel einem Hörbuchtext gut folgen und erhalten gleichzeitig Orientierung im Hinblick auf Betonung des Textes und Lesegeschwindigkeit. Die Kombination aus Text und Hörbuch ermöglicht den Schülerinnen und Schülern zudem ein individuelles Üben sowohl in der Schule als auch zu Hause. Neben der Lesekompetenz fördert dieser Ansatz auch die literarische Kompetenz von Schülerinnen und Schülern, die bisher keine gewohnheitsmäßige Lesehaltung ausbilden konnten. Unser Leseprojekt ist in jeder Hinsicht ein auf Dauer nachhaltiges Projekt. Die Bücher und ergänzende Unterrichtsmaterialien zur Förderung werden von Jahrgang zu Jahrgang in weitergereicht und sollen regelmäßig aktualisiert und erweitert werden.
Unsere Schule soll ein Ort sein, der zum Lesen einlädt und zahlreiche Leseerfahrungen ermöglicht: im Klassenzimmer Leseecke/Klassenbücherei, im Schulgebäude auf Lesewänden, in Kooperation mit schulexternen Bibliotheken usw. Den Schülerinnen und Schülern soll ein breites Textangebot zur Verfügung stehen, das die unterschiedlichen auch geschlechterbezogenen Leseinteressen berücksichtigt, immer wieder neu anregt und weiterentwickelt. Die freie Lesezeit mit ihrem hoffentlich bald vielfältigen und differenzierten Buch- und Medienangebot nutzen die Kinder um selbstbestimmt und eigenaktiv ihren individuellen Leseinteressen nachzugehen. Dabei erleben sie, dass Lesen Vergnügen bereiten kann, wodurch ihre Leseaktivität und die generelle Motivation zum Lesen nachhaltig gefördert werden.
Wichtige Bedingung für einen lesemotivationsfördernden Unterricht, wie er oben beschrieben wurde ist für uns, dass wir die individuellen Leseinteressen der Kinder berücksichtigen. Deshalb dürfen die Kinder, wenn wieder Geld für neue Bücher im Klassenzimmer zur Verfügung steht, über die Neuanschaffungen mitberaten. Dazu teilen wir die Kinder der Jahrgänge 3 und 4 in Gruppen auf: zum Lesen, zum Sich-Informieren und Auswählen. Je nach Kredit kann jede Gruppe eines oder mehrere Bücher vorschlagen. Die Informationen über das Angebot holen sich die Kinder aus zur Verfügung gestellten Buchprospekten, aktuellen Ausgaben aus Kinderliteraturzeitschriften und von der Internet-Plattform Antolin. Bevor neu angeschaffte Bücher in die Bücherregale gestellt werden, schreiben die Schülerinnen und Schüler einen attraktiven "Werbezettel" dazu.
Dank der Fördersumme der Gelsenwasser AG und der Unterstützung des Fördervereins unserer Schule konnten wir die Leseangebote im Rahmen der fest etablierten wöchentlichen Lesezeit wie geplant in allen Klassen umfassend erweitern
In den Klassen der Jahrgänge 1 und 2 stehen den Kindern nun jeweils 20 neue Bücher für Erstleser mit Silbenstruktur, eine breite Auswahl an Leseheften mit Silbentrenner und ergänzende Silbenspiele zur Verfügung. In den vergangenen Monaten hat sich bestätigt, dass die Silbenmethode wie erwartet für viele Kinder eine entscheidende Hilfe beim Lesen darstellt und es einige Kinder zum ersten Mal geschafft haben, "ein ganzes Buch" zu lesen. Ein toller Erfolg, wie wir finden!
Mit der Anschaffung und dem Einsatz von jeweils 15 Titeln für jede 2. Klasse aus der Lesereihe "Erst ich ein Stück, dann du", konnte auch bei den sonst eher als "Lesemuffel" bekannten Kindern über das gemeinsame Lesen mit einem anderen Kind oder einem erwachsenen Lesepaten der Spaß am Lesen von Büchern geweckt werden. Auch bereits kompetente Leser greifen erfreulicherweise gerne auf das Leseangebot "gemeinsam lesen" mit einem Partner zurück.
Ein Wunsch vieler Kinder war es, neue Sachbücher zu verschiedenen Themen in die Klassenbücherei aufzunehmen. Es gestaltete sich als etwas schwierig aus den breit gefächerten Themenwünschen eine gezielte Auswahl zu treffen. Letztlich haben wir uns dafür entschieden, zunächst eine komplette Tierbibliotheksreihe anzuschaffen, die einzelnen Bände nach Kategorien wie "Haustiere", "Tiere im Wald" etc. zu ordnen und diese den 2. und 3. Klassen in Lesekisten in den jeweiligen Klassenbüchereien bereit zu stellen. Im Laufe des Schuljahres können die Klassen eines Jahrgangs diese Kisten untereinander austauschen.
Auch im Bereich "Lesen & Hören" konnten wir mit Hilfe der Fördergelder für alle Klassen Lese-Hörkisten zusammenstellen und mobile Abspielgeräte mit Kopfhörern anschaffen.
Für die Lese-Hör-Kisten der 1. Klassen haben wir uns aufgrund der kurzen Texte für Bilderbücher, wie "Der Dachs hat schlechte Laune", "Der Grüffelo" , "Mein Haus ist zu eng und zu klein" uvm. und die dazugehörigen ungekürzten Hörbuch-CD´s entschieden. Eine Besonderheit in den Lese-Hörkisten der 1. Schuljahre stellt die CD zum Bilderbuch "Kamfu mir helfen" dar: Diese Hörbuchfassung wurde in einem Projekt zum gestaltenden Lesen von einem unserer 4. Schuljahre eingeübt. Die originale Hörbuchfassung diente dabei als Orientierung in Bezug auf Betonung und Lesegeschwindigkeit. Als abschließendes Highlight konnten wir es den Kindern dank der Fördergelder ermöglichen, ihr Hörbuch in einem professionellen Tonstudio aufzunehmen und mit Musik zu hinterlegen. Das Projekt wurde von den Kindern mit Begeisterung angenommen. Das entstandene Hörbuch wurde wie bereits oben erwähnt in die Lese-Hörkisten der 1. Klassen aufgenommen und ist nach Meinung unserer Erstklässler "echt toll". Alles in allem also ein rundum gelungenes Projekt, welches wir nach Möglichkeit auch im nächsten Schuljahr realisieren möchten.
Zusammengefasst konnten wir dank der Fördergelder eine Vielzahl an Materialien zur Förderung der Lesemotivation anschaffen, welche von den Kindern gerne und rege genutzt werden und ein Hörbuch-Projekt realisieren, durch welches die daran beteiligt gewesenen Kinder ihre Fähigkeiten zum gestaltenden Lesen weiter ausbauen konnten. Ein Herzliches Dankeschön dafür an die Gelsenwasser-AG und das Projekt "Von-Klein-auf-Bildung"!