Kath. Kindertageseinrichtung Von-Galen
Täglich essen wir gemeinsam in unserer Kindertageseinrichtung mit bis zu 47 Kindern. Diese befinden sich im Alter von 11 Monaten bis zu 6 Jahren. Dabei werden die warmen, dreigängigen Mahlzeiten, die uns die Stattküche Roxel liefert, mit den eigenen Bezugspersonen in den jeweiligen Gruppen insgesamt drei eingenommen. In unserer Projektgruppe befinden sich beim Mittagstisch bis zu 18 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren, die von zwei ihrer Erzieherinnen begleitet werden. Zu Beginn unserer Projektidee kommt der so genannte "Tischdienst" hinzu, den die Kinder auf freiwilliger Basis wöchentlich selbst wählen. Gemeinsam mit der Bezugsperson lernen die kleinen Helfer zunächst das Eindecken für eine dreigängige Mahlzeit und gestalten ihre eigenen Platzdeckchen mit Namen. Damit man diese sauber halten kann, werden sie laminiert. Auf den Deckchen wird das Geschirr und das gesamte Besteck bereitgestellt, welches so jederzeit genutzt werden kann. Die Begleitpersonen achten dabei auf notwendige hygienische Maßnahmen z.B. Hände waschen, richtiges Anfassen, Sauberes sauber zu halten, frisches Spülwasser etc., erklären und erinnern daran. Nach dem Essen entfernt jedes Kind selbständig seine evtl. Reste vom Teller in den Biomülleimer. Anschließend bringen sie eigenständig ihr Besteck und Geschirr auf den dafür vorgesehenen Servierwagen. Die Teller und Becher werden von den Kindern gestapelt, das Besteck kommt in einen Behälter. Nachdem der Platz aufgeräumt wurde, säubert jedes Kind sein Platzdeckchen mit einem nassen Lappen und etwas Spülmittel. Anschließend wird das Deckchen mit einem Trockentuch wieder trocken gewischt und in den Gruppenschrank geräumt. Am Ende bringen die Kinder des "Tischdienstes" zusammen mit der Bezugsperson den Servierwagen in die Küche. Dort bereiten sie gemeinsam die Spülwannen mit den benötigten Utensilien vor. Die Bezugsperson erklärt den Kindern die Abläufe, bzw. die richtige Reihenfolge, wie gespült werden sollte. Zum Ende wird alles mit Trockentüchern abgetrocknet und auf den dafür vorgesehenen Platz geräumt. Unsere Kinder werden die gesamte Zeit über von ihrer Bezugsperson individuell begleitet und unterstützt, auch bezogen auf ein angenehmes Tischverhalten.
Alle Kinder bringen eine Vielzahl verschiedener Kompetenzen mit in die Einrichtung. Ihre Individualität wird im gemeinsamen Leben und Erleben stets berücksichtigt. Bezogen auf die hiesige gemeinsame Mittagsmahlzeit ermöglichen wir mit dem Projekt einen besonderen Blick auf die frühzeitige Gewöhnung an eine gesunde altersentsprechende Tischkultur und fassen folgende Ziele in all ihren Anfängen ins Auge. Entwicklung: Wir wünschen uns für unsere Kinder, dass diese eigenständiger werden und sich im Bereich des Mittagstisches weiter entwickeln. Sauberkeit und Ordnung: Wir wollen unseren Kindern ein Gefühl für Hygiene vermitteln, indem wir sie für Sauberkeit und dazugehörige Abläufe sensibilisieren. Handkoordination: Wir ermöglichen jedem Kind den Umgang mit Besteck und Geschirr zu lernen, z.B. ihre eigenen Kräfte einzuschätzen und dosiert einzusetzen. Selbstverständnis: Wir möchten unsere Kinder dazu anregen selbst aktiv zu werden. Sie sollen lernen "es selbst zu tun" und dabei verstehen, dass auch die Vor- und Nachbereitung zu einer gesamten Mahlzeit gehört. Organisation: Wir möchten unseren Kindern vermitteln, wie man einen Tisch eindeckt und möchten Ihnen zeigen, in welcher Reihenfolge es sinnvoll ist, z.B. das Besteck und Geschirr zu spülen. Etikette: Wir erwarten von Kindern keinen "kleinen Knigge". Wir möchten Ihnen nur ans Herz legen, dass "Tischkultur" zu einer gemütlichen Mahlzeit dazu gehört.
Aus der Mittagtischsituation hat sich ergeben, dass viele Kinder unserer Einrichtung sich gerne an Abläufen beteiligen wollen. Bisher haben sie dazu kleine Aufgaben übernommen. Der Wunsch eine größere Rolle zu übernehmen wurde von uns mit dem Projekt "Ich bin groß! Ich kann das auch!" aufgegriffen und umgesetzt. Dabei achten wir besonders auf die einzelnen Bedürfnisse und Wünsche jeden Kindes. Ein langsames Herantasten an eine neue Rolle am Mittagstisch ermöglicht unseren Kindern Aufgaben in Ihrer Vollständigkeit zu erfahren.
Projektverlauf
Unser neues Projekt "Ich bin groß! Ich kann das auch" startete in einer der drei Kita-Gruppen mit Kindern im Alter von 3-6 Jahren. Zum Mittagstisch diesen Tages waren insgesamt 13 Kinder anwesend, davon sieben fünf- und sechsjährige. Vor Beginn der veränderten Tischsituation gab es am Morgen eine Erzählrunde, in der wir mit den Kindern überlegt haben was wir für die gemeinsame Mahlzeit benötigen: Was wird für Geschirr genutzt, wie sollen die Tische angeordnet sein, wo legt man welches Besteck hin, welche Regelungen sollten für alle gelten, warum müssen wir auf Sauberkeit achten und wie setzt man das um?! Die Grundidee unseren Kindern einen eigenständigen Aufgabenbereich beim Mittagstisch anzubieten wurde mit Begeisterung aufgenommen. Im Anschluss daran haben wir alle auch Mitarbeiter mit Namen versehene Platzdeckchen gestaltet und laminiert. Zwei Kinder, die sich für den ersten Tischdienst meldeten, haben diesen anhand einer Eindeck-Vorlage eingedeckt. Dabei entscheidet der jeweilige Tischdienst wer wo sitzt. So mischt sich die Gruppe stets neu. Das Tischgespräch drehte sich zum Projektstart noch ganz um die Projektidee. Während des Essens wurde munter überlegt wer den nächsten Dienst übernehmen möchte und wer schon Inhalte der Tischregeln von zu Hause her kennt. Zwischendurch wurde gefragt welches der bereitliegenden Bestecke für welche Teile der Mahlzeit verwendet werden kann. Es regt offensichtlich sehr an mehr Besteck zu verwenden gerne mit Messer und Gabel zu speisen, wenn es bereit liegt. Auch Rechts- und Linkshänder Unterschiede wurden bereits besprochen, wer zum Beispiel den Becher auf der anderen Seite besser handhaben kann.
Bereits zum Projektbeginn ist festzustellen, dass unsere Kinder vermehrt darauf achten ihren Platz ein wenig sauber zu halten, da sie ihn selbst zum Ende der Mahlzeit abdecken. Einige Kinder fragen erstaunt warum sie denn jetzt ihren Platz selbst sauber halten sollen, warum dies nicht weiterhin durch die Fachkräfte übernommen wird. Sie verstehen hier recht schnell, dass die neue
Tischsituation auch schöne Veränderungen mit sich bringt und genießen die an sie weitergeleitete Verantwortung. Wichtig ist hier die Vorbildfunktion der pädagogischen Begleitung. Abschließend zu jedem der drei Gänge bringen die Kinder selbständig ihre Teller/Schälchen auf den Essenswagen. Eine gewisse Distanz halten viele Kinder zunächst beim eigenständigen Abkratzen der eigenen Essensreste, wir denken, dass dies in Zukunft als selbstverständlich gesehen wird. Es ist hier schon hilfreich zu erklären, dass es sich ja um die eigenen, kurz zuvor noch verzehrten Essensbestandteile handelt. Der Vorgang des Abwaschens wird mit auffallend viel Spaß angenommen.
Wir sind mit dem Projektstart sehr zufrieden, alle Kinder haben in sehr kurzer Zeit schon Stolz auf den eigenen Handlungsbereich entwickelt. Wir gehen davon aus, dass sich vieles was zum Projektbeginn noch neu war in Zukunft ritualisiert. Es ist geplant eine Tisch-Eindeck-Vorlage zu gestalten, die am Esstisch platziert wird, damit sich die Kinder zum einen daran orientieren können und es zum anderen zum Gespräch unter den Kindern auch außerhalb der Mittagstischsituation anregt.