Inklusive UK-Gruppe

Ansprechpartner:

Frau Graßl

Institution:

Kindertagesstätte Arche

  • Martin-Luther-Straße 16
    45768 Marl

Beschreibung und Ziele:

Unsere inklusive Kindertagesstätte Arche ist eingebettet in das Heilpädagogische Zentrum des Diakonischen Werkes im Kirchenkreis Recklinghausen. Bei uns spielen, lernen und kommunizieren Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam und miteinander. Immer wieder betreuen wir hier auch Kinder mit heilpädagogischem Förderbedarf, die aufgrund von Behinderung oder Entwicklungsverzögerung nicht oder nur eingeschränkt über Lautsprache verfügen. Mit diesen Kindern arbeiten wir mit Elementen aus der "Unterstützten Kommunikation UK". Unterstützte Kommunikation ist eine Methode, die es Menschen ohne oder mit eingeschränkter Lautsprache ermöglicht ein individuelles Kommunikationssystem zusammenzustellen, das aus verschiedenen Kommunikationsformen und -möglichkeiten besteht. Denn Kommunikation umfasst so viel mehr, als die rein motorische Fähigkeit des Sprechens und der Lautsprache. Die Maßnahmen der Unterstützten Kommunikation umfassen körpereigene Kommunikationsformen z.B. Gebärden, Mimik & Gestik, nicht-elektronische Kommunikationsformen z.B. Kommunikationstafeln/-karten mit Fotos oder Symbolen und elektronische Kommunikationsformen z.B. Talker und Taster mit Sprachausgabe. In einem regelmäßigen Gruppenangebot möchten wir zum Einen Kinder, die bereits unterstützt kommunizieren die Möglichkeit geben ihre Fähigkeiten diesbezüglich zu festigen und zu erweitern und zum Anderen Kindern, die bislang über keine alternative Form der Kommunikation verfügen Möglichkeiten zur Erprobung anbieten. Da Inklusion für uns im Alltag allgegenwärtig ist, ist es für uns selbstverständlich ein solches Angebot für alle Kinder zu öffnen, auch für die, die in ihrer Entwicklung und/oder Kommunikation nicht eingeschränkt sind. Im spielerischen Miteinander sollen Kinder mit und ohne Behinderung Spaß an Kommunikation erleben und gemeinsam alternative Wege zur Lautsprache entdecken. Nur durch solche gemeinsamen Erfahrungen können Kinder zu toleranten Erwachsenen werden, die das Anderssein eines Menschen bei der Begegnung nicht in den Fokus stellen, sondern auf diesen als Individuum mit seinen ganz eigenen Stärken und Schwächen zugehen.

Die Kinder können - die Vielfältigkeit kommunikativer Möglichkeiten entdecken - in einem geschützten Rahmen ihre kommunikativen Fähigkeiten erproben - erfahren, dass Kommunikation mehr als nur Sprechen ist - Kommunikation mit allen Sinnen erfahren sie ist "hörbar, fühlbar, sehbar" - sensibilisiert werden, dass Menschen unterschiedliche Fähigkeiten für Kommunikation mitbringen - lernen, dass es für das gemeinsame Spiel nicht von Bedeutung ist, ob jemand spricht oder nicht - beobachten, dass man sich auch ohne Worte mitteilen kann - verschiedene Hilfsmittel ausprobieren und erforschen - erfahren, dass sie auch mit eingeschränkten kommunikativen Fähigkeiten Teil einer Gemeinschaft sind und gehört werden bzw. zu Wort kommen - erfahren, dass ein technisches oder anderes Hilfsmittel eine Chance und keine Besonderheit ist, um so mögliche Vorurteile und/oder Berührungsängste gegenüber Menschen, die Hilfsmittel nutzen, abzubauen und vor allem: ganz viel Spaß miteinander haben!

Wie wurden die Kinder in das Projekt eingebunden?

Jedes einzelne Kind soll im Rahmen seiner Möglichkeiten Ideen, Wünsche und Anregungen in die Gruppe einbringen. Dies geht von der gemeinsamen Namensfindung für die Gruppe bis hin zur Auswahl von Lieblingsliedern, Lieblingsspielen, usw. Die Kinder sollen verschiedene Hilfsmittel zur Kommunikation erproben. Aufgrund unseres inklusiven Konzepts ist es hierbei für uns von besonderer Bedeutung, dass nicht nur die Kinder, die unterstützt kommunizieren die verschiedenen Hilfsmittel erproben, sondern auch die Kinder, die in ihrer Kommunikation gar nicht eingeschränkt sind. So können z.B. die Kinder ohne Behinderung versuchen sich ein Stück weit in die Lebenswelt eines Kindes einzufühlen, dass nicht über Sprache kommunizieren kann. Der Umgang mit technischen Geräten macht zwar meistens Spaß ist aber manchmal vielleicht auch gar nicht so einfach zu erlernen. Im Rahmen der Kleingruppe soll den unterstützt kommunzierenden Kindern Zeit und Raum geboten werden sich mit Gleichaltrigen zu verständigen und eine gemeinsame Ebene zu finden. Sie erhalten dabei von uns als Pädagogen und Therapeuten so viel Unterstützung wie nötig. Im Idealfall sehen aber auch die anderen Kinder sich nach einer Anlaufphase als Partner und/oder Unterstützter dieser Kinder, so dass die Fachkräfte sich soweit wie möglich zurückziehen können und die Kinder frei und ungezwungen miteinander agieren und kommunizieren.

Rückblick:

Auch wer nicht sprechen kann, hat viel zu sagen!

Im Herbst 2014 startete in unserer Kita ein neues inklusives Projekt: die UK-Gruppe Unterstützte Kommunikation. Kinder mit und ohne Behinderung treffen sich hier regelmäßig, um verschiedene Formen der Kommunikation zu erleben und zu erproben, wie z.B. Gebärden, Kommunikationstafeln oder Taster mit Sprachausgabe.
Hierbei sollen zum Einen alternative Kommunikationsmöglichkeiten für Kinder ohne aktive Lautsprache im geschützten Rahmen getestet werden, zum Anderen soll durch den inklusiven Aspekt den anderen Kindern ein offener und respektvoller Umgang mit nichtsprechenden Menschen näher gebracht werden.
Das gemeinsame spielerische Entdecken der verschiedenen Möglichkeiten steht dabei im Vordergrund.
Durch die Spende von Gelsenwasser war es uns möglich vorhandene Mittel, durch neue Geräte und Medien zu ergänzen, um die Aktionen in der Gruppe vielfältiger zu gestalten.
So entstanden während der letzten Treffen viele Momente, in denen Kinder mit und ohne Behinderung einander aufmerksam beobachten, wahrnehmen und so miteinander in Kommunikation treten.

Die Kinder testen den All-Turn-It-Spinner, ein Gerät, das über Knopfdruck einen Zeiger in Bewegung setzt, der zufällig auswählt.
Nicole: "Schaut mal gut hin, der Georg zeigt euch, was er
gewürfelt hat!"
Georg: Macht die Gebärde für "rot".
Luca: "Der hat rot gesagt."


Die Kinder untersuchen verschiedene Taster, die unterschiedliche Farben und Töne erzeugen.
Nicole: "Beobachtet mal. Was denkt ihr, welches Geräusch gefällt
der Carla am Besten oder welches mag sie wohl nicht?"
Ben: "Ich glaube gelb ist gut, weil dann lacht die immer."
Nicole: "Du meinst gelb findet sie gut!? Dann probier es doch noch mal mit ihr zusammen aus. Wir anderen schauen dann
ganz genau hin."

Die Kinder machen die Erfahrung, dass auch nichtsprechende Kinder viel zu sagen haben, Entscheidungen treffen können und Vorlieben haben.
Die Kinder mit Behinderung können an vielen Spielen und Aktivitäten besser teilhaben und werden mit ihren Interessen und Anliegen ernst genommen und verstanden.
Auch der Transfer in den Alltag der Kinder ist an vielen Stellen schon gelungen, so dass im Kindergarten und zu Hause immer mehr UK zum Einsatz kommt.