"Alt trifft Jung - Generationen lernen voneinander. Für einen gelingenden Übergang in die Berufswelt."

Ansprechpartner:

Herr Heilborn

Institution:

Verbundschule Horstmar-Schöppingen

  • Abt. Horstmar Herr Wilming Kirchplatz 1-3
    48612 Horstmar

Beschreibung und Ziele:

"Wir haben uns etwas zu geben" - das stellen bei einem ungewöhnlichen Treffen der Generationen im Pflegeheim "Jung und Alt" miteinander fest. Eigene und fremde Kräfte zu erkennen und scheinbare "Nachteile des unbekannten Anderen" in Stärken zu verwandeln, das ist die Idee des Projektes. Den Senioren die Bedenken vor den neuen Medien zu nehmen und den Jungen über den gemeinsamen Austausch den spannenden Lebenserfahrungen undauch Weisheiten "der Alten" zu begegnen, die zum Beispiel Orientierungsmöglichkeiten für die eigene Lebensgestaltung und Berufswahl vermitteln. Hier können und sollen die Schülerinnen und Schüler ihre erwarteten Stärken und Interessen Tätigkeit im sozialen Berufsfeld, Empathie, Umgang mit alten Menschen,… überprüfen bzw. antesten. Deshalb steht der Workshop auch zu Beginn des schulischen Berufsorientierungsmoduls "Heil- und Pflegeberufe", dass -bedingt auch durch den demographischen Wandel- zu einem Standard-Wahlpflichtzweig an unserer Schule heranwachsen soll. Das von der Gruppe "Bildung-aller-Sinne" angeregte Projekt bringt Schülerinnen und Schüler aber nicht nur im Rahmen ihrer Berufswahlorientierung und Senioren verschiedener Institutionen vor Ort zusammen und schafft neue Kooperationsformen zwischen ihnen, sondern auch neue Lern- und Lehrräume, in der sich neue Sichtweisen für den anderen entwickeln können. Beide Zielgruppen bringen ihre Kompetenzen ein und können, mit Hilfe der Kompetenzen der jeweils anderen, ihre Defizite abbauen und Qualitäten ausbauen, die jungen Menschen können ihre beruflichen Kompetenzen weiter ausbilden. Projektstandort soll der soziale Nahraum sein, in dem beide Zielgruppen ihre alltäglichen Außenbeziehungen gestalten. Methoden aus dem Theater, der gestaltenden Kunst, dem Tanz, dem Gesang und dem Musizieren werden bei der Durchführung genutzt. Das theaterpädagogische Arbeiten orientiert sich an dem Konzept Augusto Boals: Das ursprünglich als politisches Instrument entwickelte "Theater der Unterdrückten" wurde in den letzten Jahren durch introspektive Techniken um den psychosozialen Bereich erweitert. Mit dem Projekt wird das Thema der Berufsfindung sowohl in seiner gesellschaftlichen, als auch der persönlichen Bedeutung bearbeitet und bekommt über evtl. Unterrichtsinhalte hinaus einen konkreten Charakter für den Einzelnen: Das Rollenverständnis hinsichtlich generationsübergreifender Themen findet nicht nur abstrakt außerhalb des eigenen Bezugsrahmens statt, sondern betrifft die SchülerInnen und Senioren jeden Tag neu im eigenen Erlebnisfeld. Bewegungsübungen und das Verkörpern innerer Bilder im Statuentheater lassen Vertrauen in sich und das Gegenüber wachsen und führen behutsam in den theaterpädagogisch themenbezogenen Prozess ein. Im Verlauf des Prozesses wird das Thema aus der Betroffenheit der Teilnehmer heraus szenisch weiter erarbeitet. Somit erschließt sich das Thema "Wie sehe ich die Jungen? Wie sehe ich die Alten? nicht nur auf der kognitiven Ebene, sondern auch auf der körperlichen: das Denken und das Körpererleben werden miteinander verknüpft. Ob Träume, Tragödien, chaotische Umstände oder gemächlich dahin fließende Ereignisse, es werden gemeinsam Geschichten und Anekdoten gesammelt und in kleinen Szenen in und mit der Gruppe nachgespielt. Aus den Alltagsdramen werden erinnerungswerte Geschenke und Geschichten des Lebens zum Leben erweckt. Insbesondere werden Beziehungen zwischen Menschen thematisiert, ihre Interkulturalität, ihren Motivationen und Entscheidungen an wichtigen Wendepunkten des Lebens gemeinsam reflektiert und damit die Erfahrung einzelner gewürdigt. Das theatrale Spiel eröffnet hierbei Möglichkeiten zur Reflexionen des Werdegangs und der eigenen und insbesondere beruflichen Identität. Eine größere Klarheit über eigene Befindlichkeiten schafft Raum für weitergehende Gespräche und Begegnungen. Grundlage sind hier die in jedem Pflegekonzept vorgesehenen ATLs, bzw. AEDLs, die die Grundbedürfnisse des Menschen ins Auge fassen und worüber sich sowohl Jung als auch Alt erkennen und wiederfinden und für junge Menschen, die sich bei ihrer Berufswahlorientierung für Pflegeberufe interessieren eine Grundlage für ein vertiefendes Verständnis des Berufsbildes. Universale Themen wie Sinnfindung im Leben, Freizeitgestaltung und soziale Kontakte sprechen über die persönliche Ebene hinaus kollektive Erfahrungen aller anderen Anwesenden an und bringen ein Verstehen und Verständnis, Vertrauen und Verbundenheit der Teilnehmer untereinander zum Ausdruck. Während des Prozesses werden die Jugendlichen nicht nur auf ihren bevorstehenden beruflichen Kontext vorbereitet sonder im Rahmen ihrer eigenen "Lebensplanung" an das Thema des "Miteinanders" in die Begegnung mit Senioren geführt. Eine gemeinsame Abschlusspräsentation aus Theater, Gesang und Tanz lässt die Öffentlichkeit am gewachsenen Miteinander teilnehmen und verbindliche Begegnung auch über den offiziellen Projektrahmen hinaus wachsen.

Ziel ist es die eigenen und fremden Ressourcen zu erkennen und zu stärken, und scheinbare Defizite "des unbekannten Anderen" in Stärken zu verwandeln, wie z.B. Senioren mit Unterstützung der Jugendlichen die Berührungsängste vor den neuen Medien wie dem Internet zu nehmen und den Jungen über den gemeinsamen Austausch und die Begegnung mit den Älteren Orientierungsmöglichkeiten für die eigene Lebensgestaltung und Berufswahl zu vermitteln. Der Einzelne wird in seiner Wahrnehmung geschult, Strukturen und Mechanismen, die Begegnung fördern und auch verhindern können zu erkennen. Mit einem frühen Erkennen von Bedingungen, die ausgrenzende Situationen begünstigen, werden die TeilnehmerInnen zu Toleranz und Interesse gegenüber dem anderen herangeführt. Jüngere und Ältere lernen gemeinsam, aktiv auch fremde Situationen beeinflussen zu können, ohne Ignoranz und Ablehnung herbeizuführen. Die Schülerinnen und Schüler erkennen bzw. überprüfen ihre sozialen Kompetenzen hinsichtlich der Pflegeberufe und werden für die berufsbezogenen Schlüsselkompetenzen und Anforderungen sensibilisiert. Ziel des Projektes ist das Erwerben einer Handlungskompetenz, die Jüngere und Ältere darin unterstützt aus der eigenen Passivität herauszutreten und zu einem handlungsfähigen Akteur zu werden. Neues Verhalten übt er im Rollenspiel und erprobt es für den Alltag. Innere Prozesse werden im szenischen Aufbau äußerlich sichtbar und werden somit nicht nur für den Akteur, sondern auch für die anderen Interaktionspartner transparent - eine ergänzende Kommunikationsplattform wird für alle Beteiligten nachvollziehbar geschaffen. Gleichzeitig wirkt das Projekt gemeinschaftsstiftend auf die entstehende Gruppe und darüber hinaus: Das gemeinsame Erleben die Fremdheit des anderen in Begegnung verwandelt zu haben, stärkt das Bewusstsein für den anderen in der Gruppe und somit die Verantwortung für die Gemeinschaft. Die Ziele des Projektes sind demnach vielfältig: - Stärkung der beruflichen Kompetenz, für den Beruf wichtigen Schlüsselkompetenzen/Berufswahlorientierung der SchülerInnen - Vermittlung der für Pflegeberufe wesentlichen "AEDLs" - Schulung der Selbst- und Fremdwahrnehmung - Soziales Kompetenztraining - Entwicklung von Zivilcourage - Stärkung des Gemeinschaftserlebens im regionalen Raum

Wie wurden die Kinder in das Projekt eingebunden?

Die Jugendlichen sind in Form interaktiver Prozesse an dem Projekt beteiligt: In jeder Phase, sowohl bei den einführenden Körperübungen, beim Statuentheater, als auch beim szenischen Aufbau ist die ganze Gruppe in den Prozess mit einbezogen. Zur Durchführung des Projektes wird die Gruppe geteilt. Phasenweise werden die beiden Gruppen zusammengeführt, ihre erarbeiteten Inhalte vorzustellen und gemeinsam zu reflektieren. Reflexionsrunden werden wiederholt in den Kleingruppen durchgeführt, den Erkenntnisprozess zu vertiefen. Tanz, Gesang und szenisches Spiel soll eine gemeinsame Stückproduktion aus der Lebenswelt der TeilnehmerInnen abrunden.

Rückblick:

14 Schülerinnen und Schüler der 9. und 10. Klassen nahmen an 2 Wochenenden an dem Projekt teil. Da wir an unserer Schule einen Wahlpflichtzweig "Heil- und Pflegeberufe" installieren, bildete das Projekt den Auftakt dazu. Die Berufsorientierung stand somit im Mittelpunkt des Interesses.
6 Schülerinnen und Schüler aus Rumänien sie sind seit 1-2 Jahren bei uns bildeten eine besondere Untergruppe. Obwohl sie sich auch für Heil- und Pflegeberufe interessieren sie haben kein einziges Praktikum absolviert, kam bei ihnen auch der sozialintegrative Aspekt des Projektes besonders zum Tragen.
Alle Jugendlichen konnten nicht nur die Berufsrichtung "Altenpflege" ausprobieren, wie ich es dachte. Tatsächlich übten sie sich spielerisch in die Gesprächsführung mit unbekannten Menschen ein. Dies betrifft nicht nur soziale, sondern auch kaufmännische Berufe. Ferner bildete die Vorbereitung auf die Gespräche mit den "Alten" auch eine gute Basis z.B. für Bewerbungsgespräche und wirkte auch hemmungsabbauend.
Auch durch die gute theaterpädagogische Arbeit schwand die anfängliche Schüchternheit sie wird im Smartphone-Zeitalter wohl immer stärker bei face-to-face-Kontakten doch rasch, und die Schüler waren voller Begeisterung dabei.
Aber auch das Verständnis für die andere Generation wuchs rasch und damit auch das Interesse am jeweils anderen. Schüler wie Alte wollten die Tage kaum beenden, und es wurden weitergehende Kontakte vereinbart damit hatte ich eigentlich nicht gerechnet.... Auch die Offiziellen des Altenheims äußerten sich durchweg positiv ein Bericht der regionalen "Westfälischen Nachrichten" sorgte für Verbreitung in den Orten.
Beonders positiv zu erwähnen sind noch die Kontakte mit und zu den rumänischen Schülern. Obwohl sie z.T. über hohe intellektuelle Fähigkeiten verfügen -diese aber aus sprachlichen Gründen noch nicht umsetzen konnten- stoßen sie öfters auf Ablehnung. Die tolle Atmosphäre im Seniorenheim wirkte sicherlich in jeder Hinsicht sozial-integrativ!
Fazit: Eine gelungene Mischung und ein wahrhaft nachhaltiges Projekt.
Ich hoffe, dass es noch mal wiederholt werden kann, damit auch andere Schüler diese Erfahrung machen können!