Vorlesemütter/Vorleseoma

Ansprechpartner:

Frau Zeppenfeld

Institution:

St. Norbert Kindergarten

  • Unnaer Str. 39
    59457 Werl

Beschreibung und Ziele:

Anfang 2008 entstand durch die Elternvertreter der Einrichtung die Idee, wöchentliche Vorlesetage für Kinder anzubieten. Durch persönliche Ansprache der Kita-Mütter und einer Bekanntgabe in der monatl. Kita-Info "Aktuelles Blatt", fanden sich spontan Mütter aus osteurop., türk. und deutschen Familien für das Projekt "Vorlesemütter". Bei regelmäßigen Treffen entstand ein selbstentwickelter Konzeptordner. Dort tragen sie Lesetermine, Bücher und Kinder, sowie eigene Aktionen zur Übersicht ein. Er dient als ein Ideengeber und Planungshilfe für alle Beteiligten. Die Mutter sucht sich ein Buch von zu Hause oder der Kita-Bibliothek aus. Das Maskottchen "Friedel" begleitet die Kinder zur Vorleserunde. In separaten Räumen mit Kissen ausgestattet, hören die Kinder in entspannter Körperhaltung den Erzählungen zu. Danach wird gebastelt, gemalt usw., um das gehörte zu verarbeiten. Die Vorlesemütter 2010 belebten das Projekt durch die Teilnahme am Integrationspreis "Zu Hause im Kreis Soest". Auch eine Vorleseoma bereichert das Projekt seit ca. einem Jahr.

Unser Ziel ist es, den Kindern die Freude am Lesen näher zu bringen und für Bücher zu begeistern. Wir möchten, dass Kinder ohne Leistungsdruck an Bücher herangeführt werden. Erreicht werden sollen auch Kinder, denen der Zugang zu Büchern bisher versperrt blieb, sei es, weil sie in ihren Familien nicht mit Büchern vertraut sind, oder weil sie sprachliche Defizite haben, z. B. als Kinder nichtdeutscher Herkunftssprache, z. Zt. sind neun Nationen im Kindergarten vertreten. Kinder sollen über das Vorlesen die Freude am Lesen kennenlernen. Denn schlussendlich ist Lesenkönnen eng an das Lesewollen geknüpft. Durch das Vorlesen werden Geduld, Ausdauer und Konzentrationsfähigkeit trainiert. Nicht zuletzt bietet das Vorlesen auch eine Möglichkeit für Kinder aus einem nichtdeutschen Kultur- und Sprachraum unbeschwert ihre Sprachkenntnisse zu erweitern. Vorlesen erweitert Wortschatz und ist damit auch aktive Sprachförderung.

Wie wurden die Kinder in das Projekt eingebunden?

Kinder werden nicht als kleine Leseratten geboren. Manche von ihnen haben später Probleme beim Lesen. Entweder, weil sie nie entdecken durften, welche Lust es bereitet sich in die Welt der Bücher entführt zu lassen oder weil sie Probleme haben, sich auf eine Geschichte zu konzentrieren und ihrem Inhalt zu folgen. Bei uns können sie sich in ruhiger, gemütlicher Atmosphäre zurückziehen. Hier wird ihre Phantasie angeregt. Durch zuhören, mitfiebern, mitmachen, Fragen stellen und dem späteren basteln, malen oder tanzen weiterverarbeitet. Bücher sind etwas sehr wertvolles. Weitere Aktionen der Vorlesemütter sind: - Besuche in der Stadtbücherei, - Besuche in der Pfarrbücherei Bilderbuchkino, - Aufführung eines Theaterstückes der Regenbogenfisch beim Pfarrfamilienfest, - Kasparaufführung zum Karnevalsfest, - Teilnahme am Kindegartenkoffer ein Buchhandel stellt Bücher zu Verfügung, die im Wechsel mit anderen Kindergärten über einen gewissen Zeitraum getauscht werden

Rückblick:

Die Büchertaschen sind fertig. Sie wurden von unserer Vorleseoma liebevoll mit Motiven verschiedener Märchen, die sie vorher den Kindern erzählt und mit ihnen erlebt hat selbstgenäht. Die Kinder durften ihr teilweise sogar dabei helfen. Somit erhielten die Kinder einen direkten Bezug zu den Taschen. Es wurde auch ein Konzeptordner "Ausleihe Büchertaschen-Vorlesemütter" erarbeitet. Dort findet man: - eine gesamte Bestandsliste der vorhandenen Bücher
- Liste der ausgeliehenen Bücher mit Namen des Kindes, Gruppe und
Tasche
- Unterschriftenliste der Eltern um die Rückgabe und Ersatzbringung zu gewährleisten
- verschiedene selbstgestaltete "Werbeschilder" zum Aushang im
Kindergarten wann die nächste Ausleihe ist.
So funktioniert die Ausleihe der Büchertaschen: Wir haben 9 verschieden Taschen mit verschiedenen Märchen darauf. Jedes Kind darf sich eine Tasche aussuchen und maximal 3 Bücher mit nach Hause nehmen. Es darf die Bücher zwei Wochen lang kostenlos behalten. Die Rückgabe erfolgt einfach in den Gruppen, wobei die Erzieherinnen die Taschen annehmen und zur Seite legen. Wir, die Vorlesemütter gucken nach, ob alle Taschen und Bücher wieder zurückgekommen sind und kontrollieren natürlich auch deren Zustand. Die Bücher werden bis zur nächsten Ausleihe in drei verschiedenen Kisten nach Alter 2-3 Jahre, 4-5 Jahre, 6 Jahre aufbewahrt. Unser Ziel ist es, noch mehr Kinder und Eltern mit dem Thema Lesen/Vorlesen zu erreichen. Sicher wird jedes Kind Bücher bei sich zu Hause haben, aber diese Form der Bücherausleihe ist für Kinder etwas Besonderes. So kommen auch Kinder in den Genuss sich mal andere Bücher anzuschauen, deren Eltern den Weg in die Stadtbücherei nicht finden. So sollen sie auch lernen, wie man mit einem ausgeliehenen Buch umgeht. Das heißt: "Ich male in kein Buch", "Ich reiße keine Seiten/Klappen heraus", "Ich knicke nichts um, das Buch ist nur ausgeliehen, ich muss es wieder abgeben, es möchten ja noch andere Kinder vorgelesen bekommen". Wir sind ein multikultureller Kindergarten, somit bietet das Vorlesen auch eine Möglichkeit für Kinder aus einem nichtdeutschen Kultur- und Sprachraum unbeschwert ihre Sprachkenntnisse zu erweitern. Vorlesen erweitert den Sprachraum und ist damit aktive Sprachförderung. In unserem Bücherbestand findet man ein Bilderwörterbuch türkisch-deutsch.
Die erste Ausleihe der Büchertaschen konnte Anfang September stattfinden. Wir bauten einen Tisch im Eingangsbereich auf, um auch von jeden gesehen zu werden. Auf dem Tisch legten wir die große Auswahl der Bücher. Für jedes Alter war etwas dabei. Die ersten Kinder kamen interessiert an den Tisch und schauten mit großen Augen. Die ersten Eltern guckten skeptisch, was da vor sich ging. Nach kurze Erklärung und dass die Ausleihe doch auch kostenlos sei, überzeugte sie voll und ganz. Die Kinder suchten sich ihre Lieblingsmärchentasche aus und nach langen Überlegen waren auch drei Bücher gefunden. Meist mit Hilfe der Eltern oder uns, da die Menge der Bücher doch wohl die Entscheidung etwas schwieriger machte. Fazit: Die erste Bücherausleihe war ein voller Erfolg. Die Taschen waren schnell vergriffen. Wir hoffen, dass es so weiter geht. Klar ist auch, dass wir auf die Eltern weiterhin zu gehen müssen, denn manche sind skeptisch oder wollen einfach nicht angesprochen werden. Der "Werler Anzeiger" war auch vor Ort und berichtete in seiner nächsten Ausgabe über das durch Gelsenwasser finanzierte Projekt der Vorlesemütter.